Plattenkritik: Tara Jane O’Neil – The Cool Cloud of Okayness (Orindal Records)Zerstörung und Wiederaufbau

Tara Jane O’Neil – The Cool Cloud of Okayness

Für viele ist Okay der Nachbar von Scheiße. Hier ist das Okay ein Zugeständnis, dass es weiter gehen muss. Mit imposantem Ergebnis.

Wie klingt Entwurzelung? Das könnte das Leitthema des Albums „The Cool Cloud of Okayness“ der kalifornischen Musikerin Tara Jane O’Neil sein. Sie und ihr Partner Jmy James Kidd verloren nämlich ihr gemeinsames Zuhause während der verheerenden Waldbrände in Südkalifornien im Dezember 2017. Ein halbes Jahr zuvor erschien noch ihr letztes Album. Für beide ging es nach dem Brand erst nach Nashville, bis das Zuhause in Upper Ojai neu gebaut werden konnte. Tara Jane O’Neil errichtete ihr Studio neu und nahm Stück für Stück die neuen Songs auf. Die Musik klingt verhalten, manchmal schüchtern, ist aber stark im Innern. Sie trägt die Energie von Zerstörung, Transformation und Wiederaufbau. Mit dabei sind unter anderem Walt McClements und der Schlagzeuger der Band Alvvays Sheridan Riley. „The Cool Cloud of Okayness“ ist ein vielschichtiges und gar nicht so leicht zu greifendes Album, was aber das Besondere an den neun Stücken ausmacht. Es hätte ein klassisches Singer-Songwriter-Album werden können. Es schwebt aber zwischen intimen Songs, repetitiven Krautrock-Strukturen, kanadischem Post-Rock, dezenten aber bereichernden Bläser-Arrangements und psychedelischen Klängen. Es ist nicht laut, es singt, nutzt dafür auch mal Drones und Ambient. Ein persönliches Album, das Identität sucht und dabei schafft, und in seiner Unaufgeregtheit ein wirklich sehr schönes geworden ist.

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