New Yorks „Party Monster“ der 90er wieder auf freiem FußNach Drogen, Mord und 17 Jahren Gefängnis kommt Michael Alig nach Hause

Michael Alig

Und traf sich sogleich mit fellow Club Kid James St. James zum Abendessen

Der legendärste Party-Veranstalter des New Yorks der 1990er verbrachte den Großteil der vergangenen zwei Jahrzehnte wegen Mordes im Gefängnis. Die grauenhaften Details des Mordes sind die folgenden: Im März 1996 schlugen Alig und Robert „Freeze“ Riggs (der bereits 2010 aus dem Gefängnis entlassen wurde) unter dem Einfluss diverser Drogen ihren Dealer Andre „Angel“ Melendez nach einem Streit über ihre Schulden bewusstlos und injizierten ihm Drano, einen populären amerikanischen Abflussreiniger. Nachdem sie die Leiche tagelang in ihrer mit Eis gefüllten Badewanne lagerten, spritzte Alig sich Heroin und zerstückelte Angels Körper, bevor er ihn im Hudson River entsorgte. Klingt wie aus einem schlechten Film, ist aber tatsächlich so passiert.

Der auf der Geschichte basierende Film ließ im Anschluss natürlich nicht lang auf sich warten, und hat es mittlerweile zum Kultstatus gebracht. In „Party Monster“ spielte 2003 Macaulay Culkin die Rolle Aligs und Seth Green die von James St. James', Aligs engstem Freund. Der Film portraitiert sowohl die unfassbare Grausamkeit eingangs beschriebener Ereignisse als auch die faszinierenden Persönlichkeiten seiner Akteure: Dank Wortgewandtheit, bissigen Humors und schriller Outfits ist es schier unmöglich, die Charaktere des Films sowie ihre reellen Vorbilder nicht auch etwas zu glorifizieren. Hier ein Beispiel:

Der offene Brief an Alig, den St. James auf seinem Blog veröffentlichte, tut dazu nun sein Übriges. Im Universum der Club Kids scheint Schwerkraft ganz einfach nicht zu existieren; auch darin liegt seine Attraktivität begründet. Abgesehen davon demonstriert James St. James 21st-Century-101 auf unterhaltsamste Weise, was alles in den letzten 17 Jahren passiert ist. Unter anderem: das Internet, Cronuts, cisgender („Sprinkle it liberally into conversations to give yourself a bit of gravitas“), Clubs, die Top-40-Musik spielen, 9/11 („Something happened to the Twin Towers. They aren’t there any more. Ask around for the story“) und jede Menge toller Filme. Ganz wie im Film weiß auch Real-Life-James, wen es wie die Pest zu meiden gilt: „Stay away from Beliebers, Little Monsters, and Directioners. They make holocaust deniers seem well-reasoned. And they will cut a bitch if you cross them“, und natürlich auch, wie es bei Drogendealern zuhause aussieht: „Funny side note: Drug dealers almost always have Party Monster on. Or Kill Bill Volume 2. Literally WITHOUT FAIL. Every drug dealer’s apartment you will ever go to (and I’m not advising you to got to any… but) there they are. There YOU are. On a loop." Den kompletten Brief, dessen Lektüre unbedingt zu empfehlen ist, gibt es hier.

Social-Media-savvy, wie sich James St. James in seinem Blogpost präsentiert, gab es bereits am Abend von Aligs Entlassung Bilder von ihrem Reunion-Dinner auf Instagram zu sehen:

Michael Aligs eigener Instagram-Account lässt noch auf sich warten, das lohnt sich aber mit Sicherheit. Seine Tweets diktierte Alig angeblich vor seiner Freilassung per Telefon aus dem Gefängnis. Sein Username „Aligula“ ist übrigens auch Titel seines ersten Buchs, das demnächst erscheinen soll. Darauf darf man mit Sicherheit ebenso gespannt sein wie auf alles, was Michael Alig mit seiner wiedererlangten Freiheit anfangen wird. Und leise vor sich hin flüstern: „Wie aufregend!“

Plattenkritik: Douglas Dare - WhelmEntscheidende Details

Theo Parrish - FootworkNeues Video zum kommenden Album vom House-Großmeister