Leseliste 16. Februar 2020 – andere Medien, andere ThemenAi Weiwei, Victoria's Secret, The Life Of Pablo, Onecoin

Leseliste

Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Berlin Reichstag

Ai Weiwei

Der chinesische Künstler Ai Wei Wei hat ja bekanntlich einige Zeit in Berlin gelebt und ist nun nach England gezogen. Immer wieder tauchten hier und da harsche, kritische Töne auf, die im hiesigen Kultur- und Gesellschaftsbetrieb erwartungsgemäß eher irritierten. Mit der Berliner Zeitung spricht Ai Weiwei nun Tacheles. Wieso er so selten Interviews mit deutschen Medien geführt hat, wieso Berlin langweilig ist und was das auch alles mit Rassismus zu tun hat.

„Deutschland ist zutiefst unehrlich. Sie wollen stolz sein, sie wollen das Richtige tun, dafür haben sie sich sehr angestrengt, weil sie eine so dunkle Vergangenheit haben. Aber funktioniert das wirklich, oder tun sie bloß so? Ich mag es nicht, wenn jemand nur so tut. Wenn es neue Nazis gibt, dann schätze ich das, weil sie echt sind. Ich mag die Liberalen nicht, die nur so tun, als seien sie liberal. Aber tief drinnen haben sie die Nazi-Kultur verinnerlicht.“

„Berlin ist die hässlichste, langweiligste Stadt, die es gibt“

Victoria’s Secret

Im letzten Jahr wurde die berühmteste Dessous-Fashionshow der Welt bereits abgesagt. Die Aktie des hinter der Marke stehenden Unternehmens L Brands war im Keller. Und auch wenn die sich gerade wieder fängt, dürften die goldenen Zeiten der Vergangenheit angehören. Umso mehr, wenn man sich dieses neueste Investigativ-Stück der New York Times anschaut, demnach Victoria Secret eine Marke ist, in denen Männer das Sagen haben, die ihre Grenzen nicht kennen – und damit ist nicht nur Jeffrey Ebstein gemeint – und ebenso Männerfantasien von vorgestern verkauft werden.

In March, at a meeting at Victoria’s Secret headquarters in Columbus, Ohio, an employee asked Mr. Wexner what he thought about the retail industry’s embrace of different body types. He was dismissive. “Nobody goes to a plastic surgeon and says, ‘Make me fat,’” Mr. Wexner replied, according to two attendees.

‘Angels’ in Hell: The Culture of Misogyny Inside Victoria’s Secret

LL-The Life Of Pablo Artwork

The Life Of Pablo

Vor genau vor vier Jahren, am Valentinstag 2016, erschien „The Life Of Pablo“ von Kayne West. Nicht nur eine gute Platte, sondern auch ein Paradigmen-Wechsel was die Definition des Begriffs „Album“ betrifft. Denn West nahm immer wieder Veränderungen an seinem Werk vor, die die Fans dank Streaming sofort erreichten. Mehr Tracks, weniger Tracks, andere Mixe, neue Features: Das Konzept der LP schien ausgedient zu haben, war nicht mehr zwingend ein in sich geschlossenes Werk. Das war und ist so revolutionär wie verstörend. Vier Jahre später fragt sich Cherie Hu bei Complex, warum die Herangehensweise von West eigentlich so wenig Nachahmer*innen gefunden hat. Wer wissen will, was Musik im Streaming-Zeitalter mit den Prinzipien „Versioning“ und „Prototyping“ zu tun hat, ist hier genau richtig.

He released the album to a limited number of users on Tidal before it was truly “ready,” monitored the media’s reactions and collected user feedback, then updated the album with new “features” that he thought would be suitable for a wider listener base.

'The Life of Pablo' Reinvented the Album As We Know It. Why Has No One Followed Suit?

Bitcoin ohne Blockchain

Der eine oder andere mag vom Onecoin-Scam schon etwas gehört haben, eventuell auch den tollen Podcast zum Thema. Aber auch bei der wiederholten Begegnung bleibt diese Story zum Kopfschütteln: Wie in aller Welt konnte es passieren, dass so viele Menschen ihr Geld und das anderer Leute – family, friends and fools – in eine Kryptowährung steckten, die es quasi nicht gibt, die nichts wert ist, hinter der keine Blockchain liegt und alles von vorne bis hinten erstunken und erlogen ist? Das Prinzip Abzocke, das früher die „Omabescheißer“ noch von Tür zu Tür gehend oder per Post walten ließen, im digitalen Zeitalter akzeleriert es geradezu. Ergebnis: Über drei Milliarden Euro sind futsch. Und die mystische Person dahinter, die Bulgarin Dr. Ruja Ignatova, ist es auch. Fragen und Antworten gibt es hier.

Mittlerweile ist klar: Der Onecoin-Kurs ist manipuliert, die vermeintliche Währung wertlos, Onecoin der bisher wohl größte Krypto-Betrug weltweit – der immer noch andauert. Promoter der Währung drehen die wertlosen Coins weiterhin Privatanlegern an.

Der Milliardenbetrug der Krypto-Königin

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Andrew Pekler, Beatrice Dillon und Move D & Benjamin Brunn

Mix der Woche: The Gentleman Losers – Deep Breakfast 049Von Laurel Halo zu John Cage und wieder zurück