Leseliste 19. August 2018 – andere Medien, andere ThemenGeneral Magic, Podcast-Analyse, Inbus und vorgelagerte Grenzkontrollen

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

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General Magic

Im Jahr 1990 gründeten frühere Apple-Mitarbeiter die Firma General Magic. Die Produktidee: ein „Personal Communicator“ mit dem man telefonieren konnte, E-Mails verschicken und sogar Sofortnachrichten nutzen. Eigentlich ein iPhone, nur 20 Jahre früher und bei weitem nicht so erfolgreich wie das Smartphone von Apple. In dieser Oral History blicken die Protagonisten zurück. Eine wunderbare Geschichte über das Scheitern und die Tatsache, dass man mit großen Ideen immer wieder auch zu früh da sein kann.

„Magic spun out of Apple in 1990 with much of the original Mac team on board and a bold new product idea: a handheld gadget that they called a “personal communicator.” Plugged into a telephone jack, it could handle e-mail, dial phone numbers, and even send SMS- like instant messages—complete with emoji and stickers. It had an app store stocked with downloadable games, music, and programs that could do things like check stock prices and track your expenses.“

What Happened to General Magic?

Podcast-Analyse

Podcasts erleben einen Hype – so scheint es. Das ist verständlich. Nie zuvor gab es mehr deutschsprachige Podcasts in denen Podcaster von A bis Z mit A-bis-Z-Promis über den üblichen Tagesablauf, die Lieblingsbücher/-filme/-bars und den eigenen Werdegang geredet haben. Viel Laber-Rhabarber eben. Das Gefühl des Hypes speist sich nicht wenig aus zunehmend überflüssiger, überdrüssiger, nicht-relevanten oder einfach nicht gut gemachten Inhalten. (In eigener Sache: Deshalb haben wir das Filter-Format Podcast-Kritik ins Leben gerufen.) Aber der Hype ist nicht real. Das Medium Podcast ist keineswegs jung, tatsächlich dürfte es als eines der am langsamsten wachsenden Medien überhaupt in die Geschichte eingehen. Tom Webster legt das für den US-amerikanischen Markt in seiner zahlenbasierten Analyse ausführlich dar. Und macht auch gleich die Probleme des Mediums samt sinnvoller nächster Schritte fürs Wachstum aus. Eine interessante Medien-Analyse für den einen. Für manch anderen vielleicht etwas trocken. Empfohlen sei der Text trotzdem.

„Commercial broadcast radio hasn’t helped with this perception, by the way. For years, AM/FM morning shows have been telling listeners that “if you missed Weenie and The Butt this morning, just go to WQHG.com and download our podcast!” On the one hand, this has spread the name “podcasting” for us […] On the other, in this context, it has taught millions of Americans that a podcast is just that: catch-up radio.“

Where Does Podcasting Go Next?

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Foto: Redaktion

Die Marke, die keiner kennt

Dass sich hinter dem generisch verwendeten Begriff Tempo eine Taschentuchfirma verbirgt, ist bekannt. Eventuell auch, dass es beim Fön/Haartrockner genauso ist. Bei der Sechskantschraube, dem Inbus-Schlüssel, weiß es wohl nur Mr. Bricolage. Seit Jahren versucht ein Unternehmen aus Breckerfeld bei Hagen, die Hafu Werkzeugfabrik, Inhaber der Markenrechte, den Sechskant-Stiftschlüssel zu branden. Ein Teil der Strategie: Man mahnt andere Unternehmen ab, die den Begriff verwenden. Lasst los, möchte man den Geschäftsführern fast zurufen. Doch offensichtlich wittert man Umsatzluft. Ikea hat indes angekündigt, auf die Sechskantschrauben zugunsten von Holzstiften zu verzichten. Das klingt nicht gerade stabil. Ist vielleicht aber auch gar nicht Zielgruppe von Inbus: Denn eigentlich will man der beste Freund der Profi-Schrauber sein. Da kann sich das Ikea-Sechskantschlüsselmännchen gerne ins Smaland verdrücken.

„Wer heute Inbus in eine Suchmaschine eingibt, landet schnell bei entsprechenden Belehrungen über Markenrechte.“

Schlüssel zum Erfolg

Abschiebegleis

Schon seit Anfang 2016 gehören Beamtinnen und Beamte der deutschen Bundespolizei am Salzburger Hauptbahnhof in Österreich wie ganz normal zum Bild. Jeder Zug nach Deutschland wird vor der Abfahrt gecheckt – Pässe werden kontrolliert, Fingerabdrücke genommen. Für viele Menschen ist schon Endstation, bevor die Reise überhaupt beginnt. Ein Staatsvertrag zwischen beiden Ländern macht dieses Verfahren schon seit 2003 möglich – und seit zweieinhalb Jahren macht die deutsche Seite nun Gebrauch davon. Christian Jakob hat für die taz die Szenerie am Gleis beobachtet und zieht ein Fazit der Asyl-Realität.

„Schutzsuchende nicht ins Land zu lassen, wenn sie woanders bereits registriert sind – das ist in Seehofers „Masterplan“ der Punkt 27 (...). In Salzburg geht die deutsche Polizei weiter: Sie lässt überhaupt keine Schutzsuchenden durch, egal ob in Österreich oder sonst wo ein Asylverfahren läuft.“

Endstation Salzburger Bahnhof

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Djrum, Channel Tres und John Beltran

„Wir müssen aufhören, linear zu denken“Interview: Mamatha Chamarthi leitet beim Autozulieferer ZF die digitale Transformation