Video: Raz Simone - Bow DownHipHop mal ganz ohne Bling-Bling, dafür mit spartanischem Kampfgeist im Rücken

Schwarz-weiß, düster, blutig und animiert sind unsere liebsten Musikvideos gerade. Nach Mojo Thunder von The Peach Kings gibt es heute Bow Down von Seattle-based Rapper Raz Simone - einem der rar gesäten Eigenbrötler der amerikanischen Rap-Szene. Der hat sich übrigens gerade mit einem der vielversprechendsten Labels der Zukunft zusammengetan: 300 Entertainment.

Der Plot des Videos ist schnell erklärt: Einsame Figur - den Ringen an den Fingern nach zu urteilen, Raz Simone selbst - rettet sterbenden Hirsch und beobachtet danach eine Art religiöse Gemeinschaft bei der Opferung. Doch die Figur wird entdeckt und dem Priester vorgeführt. Der zuvor gerettete Hirsch eilt zur Hilfe - das Gute siegt. Das Video ist wunderschön gezeichnet und animiert, mit ganz viel Tiefe und schwarz wie die Nacht. Darüber schweben die Lyrics von Raz Simone: Ich vertraue nur mir selbst, gehe meinen eigenen Weg, „keep my eyes open to the lies“.

Irgendwie passt das alles ganz gut zur Situation von Raz Simone, dessen Lyrics seit jeher eng mit seiner eigenen Biographie verbunden sind. Und die ist keineswegs die eines „Rapper from the Hood“, denn Raz Simons kam erst spät mit Sprechgesang in Berührung. Er schrieb Gedichte und nahm an Poetry Slams teil, bis er irgendwann auf die Idee kam, Beats und Sounds zu nutzen. Fertig war der Rapper. Nur den Gepflogenheiten der Szene wollte er sich nie unterordnen: Mit „Black Umbrella“ schuf er kurzerhand sein eigenes Indie-Label, um sich keine Vorschriften in Sachen Producing, Rap, Gesang, Grafikdesign und Videos machen lassen zu müssen. Ein bisschen Gangster ist er trotzdem: Knarren hier, Kilos dort, diese Zeilen finden sich durchaus in einigen Tracks.

Raz Simone So Far

Raz Simone im Video zu „So Far, So Far“. Er trägt Bling-Bling lieber am Körper, als in seine Musik hinein.

Kürzlich hat Raz Simone sein Mixtape Cognitive Dissonance veröffentlicht, aus dem er alle paar Wochen einen Song mit Video droppt, das obige Video gehört auch dazu. Nun soll es aufwärts gehen - mit geballten Know-How im Rücken: Raz Simone hat kürzlich beim Indie-Label 300 Entertainment unterschrieben. Kennt niemand, da erst letztes Jahr gegründet und null Releases. Doch der Blick auf den Chefsessel lässt Großes ahnen, denn dort sitzt die Elite der Musikindustrie: Lyor Cohen (ehemals Def Jam, Universal, Warner Music), Kevin Liles (ehemals Def Jam und Warner Music) sowie Todd Moscowitz (ehemals Def Jam). Die drei wissen wie der HipHop-Hase läuft und wollen mit 300 Entertainment das „Label des 21. Jahrhunderts“ starten, aber alles anders machen als bisher. Zu den Hauptinvestoren gehört Google (hier, fünf Millionen Dollar) und im Februar ist 300 Entertainment eine Partnerschaft mit Twitter eingegangen, um vollen Zugriff auf alle Nutzerdaten zu erhalten. Das Ziel: Die Entwicklung neuer A&R-Tools, Talente sollen früher entdeckt werden.

300 Entertainment will gegen den Strom schwimmen, der Name ist tatsächlich an den Film "300" angelehnt. Passt ja auch, denn der Aufstieg im amerikanischen Label-Business ist mit Sicherheit kein Zuckerschlecken. Zumindest an den Kontakten wird es nicht scheitern.

Leseliste: 13. Juli 2014 - andere Medien, andere ThemenHeute aus Pjöngjang, Brooklyn, Detroit und von der Strecke der Tour de France

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