Video: Shakespeare, Multigender und deutscher ProvinzrassismusMykki Blanco bringt „Romeo & Julia“ ins Jahr 2016

„Zwei Häuser, beide gleich an Rang und Stand, entfachen alten Hass zu neuem Brand.“

Mit diesen berühmten Versen aus Shakespeares „Romeo & Julia“ beginnt auch Mykki Blancos neues Video „High School Never Ends“. Darin geht es um zwei im ländlichen Deutschland lebende Familien bzw. Gemeinschaften. Die eine: weiß, rassistisch, homophob, in der Platte zu Hause. Die andere: schwarz, homosexuell bzw. Transgender, lebt auf dem Bauernhof. Zwischen beiden besteht offensichtliche Feindschaft, aber Liebe im Geheimen. Schon seit der Jugend befindet sich der von Mykki Blanco gespielte Charakter in einer Liebesbeziehung mit einem Mitglied der Feindesbande. Das Video erzählt – genau wie das Original – die Zuspitzung der Fehde bis zum tragischen Ende.

Regisseur Matt Lambert (hat auch für ID, Marc Jacobs, Givenchy, Westernhagen?! gedreht) staucht ganz großes Kino auf acht Minuten zusammen. Reichlich Pathos wird dann noch durch den bezaubernden wie dramatischen Song von Woodkid und Mykki Blanco unterstrichen. Streicher türmen sich analog zur dramatischen Bildsprache, Woodkids Stimme in der Hook sorgt für Gänsehaut. Der Franzose ist für „High School Never Ends“ mehr als bloß Featuregast, er hat das Stück auch produziert. Erzählt wird die Geschichte schließlich in den Strophen von Mykki Blanco selbst.

Einmal mehr weiß die Rapperin aus NYC ihre Musik durch polarisierende Bilder zu unterstreichen. Einmal mehr setzt sie ein Statement, das in diesem Fall gleich mehrere gesellschaftliche Problemzonen adressiert, ohne dabei zu viel zu wollen. Ein Video, das beim zweiten Anschauen noch mehr durch Mark und Bein geht, als beim ersten Mal. Und ein Song, der einen Mykki Blancos noch titelloses Album mit noch größerer Spannung erwarten lässt.

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