Review: Auf einen Drink mit dem Apple iPhone XExklusiv: Zehn Jahre Smartphone-Geschichte im Zwiegespräch

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„An iPhone walks into a bar“: Das ist der Witz, den Siri nie zu Ende erzählt. Thaddeus Herrmann protokolliert ein Gespräch, bei dem genau das eingetreten ist. An einem Berliner Tresen trafen kürzlich das erste iPhone überhaupt und das erst vor wenigen Wochen veröffentlichte iPhone X aufeinander, bestellten die Karte rauf und runter und brachten sich auf den neuesten Stand der Technologie-Geschichte. Eine Legende trifft auf seinen ersten potenziellen Nachfolger.

iPhone X: Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?

iPhone: Aber sicher, nehmen Sie Platz. Ich bleibe ohnehin nicht lange, nach einem Gin & Tonic ist mein Akku leer.

iPhone X: Na, so altersschwach sehen Sie noch gar nicht aus.

iPhone: Und Sie kommen mir irgendwie bekannt vor. Kennen wir uns? Ich darf mich vorstellen: iPhone.

iPhone X: Wusste ich es doch. Ich heiße auch iPhone. iPhone X. Also zehn.

iPhone: Na das passt ja, ich bin zehn Jahre alt. Warten Sie bitte, ich will mich kurz umdrehen. Dann sehen Sie zwar nur meine Rückseite, ich Sie aber umso besser, ich habe vorne nämlich keine Kamera.

iPhone X: Sie laufen rückwärts? Respekt.

iPhone: Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen – naja. Urgs, mein altes Alu-Chassis, so, jetzt: Ah, viel besser! Freut mich sehr. Was trinken Sie?

iPhone X: Wie ist der G&T?

iPhone: Stark genug.

iPhone X: Barkeeper, wir nehmen hier nochmal zwei G&T. Und legen Sie bitte ein Lightning-Kabel bereit – mein Bekannter hier muss gleich an den Strom.

iPhone: Bitte was für ein Kabel?

iPhone X: Lightning? Sie wissen schon, das Kabel, mit dem man seit Jahren iPhones ... ups. Barkeeper, das ist doch eine Hotel-Bar. Könnten Sie bitte jemanden anrufen und aus dem Keller ein ausgemustertes iPod-Dock mit diesem riesigen Stecker holen lassen? Dann sitzt iPhone auch bequemer und der Größenunterschied fällt nicht so auf. Ich spreche mit Legenden gerne auf Augenhöhe.

iPhone: Legende? Ich? Das muss ein Missverständnis ...

iPhone X: Ganz Foxconn redet von Ihnen! Einige Vertreter Ihrer Generation wohnen in Museen. Ah, die Drinks. Wollen wir uns duzen?

iPhone: iPhone!

iPhone X: iPhone X!

Review iPhone X 2G und X

Zehn Jahre Smartphone-Geschichte. Das erste iPhone (links) wurde am 9. Januar 2007 von Steve Jobs der Öffentlichkeit gezeigt und war ab dem 9. November 2007 auch in Deutschland erhältlich. 2017 beschreitet Apple mit dem iPhone X erstmals seit Jahren deutlich neue Wege.

iPhone: Ich versuche ja, auf dem Laufenden zu bleiben, und immer, wenn mein Browser noch funktioniert, informiere ich mich so gut es geht, was in Cupertino gerade so los ist. Ich kenne ein paar iPhones, die mir nachfolgten. Du siehst schon irgendwie anders aus. Ist Jony aus dem Urlaub zurück?

iPhone X: Lange Geschichte. Eigentlich hat sich am Design von uns in den letzten zehn Jahren nichts geändert. Wir wurden immer dünner und bekamen größere Bildschirme, vorne eine Kamera, hinten erst eine bessere und dann zwei. Was aber immer gleich blieb, das waren die Ränder unter- und oberhalb des Displays. Das war in den ersten Jahren noch egal, weil: Uns iPhones gehörte die Welt. Ah, das iPod-Dock kommt, sehr gut. Sitzt du gut? Und eigentlich gehört uns die Welt noch immer. Die verkaufen von uns mittlerweile so mindestens 40 Millionen Stück pro Quartal.

iPhone: 40 Millionen? Ich muss kurz rebooten.

iPhone X: Alles wegen dir, iPhone. iPhone? iPhone?

iPhone: Wieder da. Erzähl’ weiter.

iPhone X: Also, mein Lieber – wir sind ein Renner. Und lagen jahrelang chillig auf dem Sonnendeck der Weltmarktführung. Aber dann kam Samsung.

iPhone: Mein Prozessor ist von Samsung!

iPhone X: Kennst dich aus, was? Bestens! Die Samsungs also, die haben das irgendwann verstanden und immer bessere Telefone gebaut. Mit noch größeren Displays, aber vor allem schmaleren Rändern drumrum, damit man nicht das Gefühl hat, ein Tablet in der Hosentasche zu haben. Und weil in Asien die Dienstwege kurz sind, hatten bald alle solche Telefone im Angebot, nur uns gab es so nicht. Bisschen blöd, weil wir – du – warst ja der erste deiner Art. Da muss es dann wohl ein paar Krisensitzungen gegeben haben ...

iPhone: ... hat der Steve mal auf den Tisch gehauen!

iPhone X: Barkeeper, zwei Wodka! Ich geh mal schnell für kleine Animoji und bin sofort wieder da.

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iPhone 2007 Pressebild

Foto: Apple

Das erste iPhone von 2007 war technisch bescheiden ausgestattet und schon damals eine Kompromisslösung. Um eine wettbewerbsfähige Akkulaufzeit garantieren zu können, verzichteten die Ingenieure auf die Integration von UMTS (3G) und GPS. Außerhalb von WiFi-Netzen war man im Internet lediglich mit EDGE-Geschwindigkeit unterwegs. Das führte immer wieder zu langen Ladezeiten und Frustration. In Deutschland ließ sich das iPhone so noch vergleichsweise gut verwenden; die Telekom – damals hierzulande einziger Partner von Apple – hatte das EDGE-Netz vorbereitend ausgebaut, auch in ländlichen Gebieten. In den USA jedoch, wo das iPhone von AT&T vermarktet wurde, gab es zum Teil gravierende Lücken in der EDGE-Abdeckung, was Services wie Google Maps praktisch nutzlos machte. Der Erfolg des iPhones basiert auf einigen grundsätzlichen Entscheidungen seitens Apple: ein funktionierender und responsiver Touchscreen – mit damals gerade mal 320 x 480 Pixeln auf 3,5“ – und einem Bedienkonzept, das denen der Mitbewerber selbst in der rudimentären Ausprägung von iPhone OS 1.0 kategorisch überlegen war und schon bald von Google mit Android erfolgreich adaptiert wurde. Das erste iPhone wog 135 Gramm, der Prozessor lief mit gerade mal 412 MHz. Die 128 MB RAM sind nach heutigen Maßstäben kaum noch vorstellbar. Für Musik, Fotos und andere Daten standen bis zu 8 GB Speicher zur Verfügung. Das iPhone wurde fortan jährlich überarbeitet, bereits 2008 erschien das erste Modell mit 3G. Apple setzte in den folgenden Jahren mehr und mehr auf ein besonders gutes Zusammenspiel aus Hard- und Software und konnte so die technische Evolution des iPhone eher langsam und bedacht angehen. Trends wie Videoaufnahme, größere Displays oder auch LTE integrierte man eher vorsichtig und erst dann, wenn andere Hersteller die Pionierarbeit übernommen hatten und dabei oft herbe Kritik bei der Umsetzung hatten einstecken müssen. Diese Strategie gilt bis heute, auch beim iPhone X.

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iPhone: Ob ich was Falsches gesagt habe?

iPhone X: Wodka schon da? Sehr gut. Auf Steve. Der ist tot. Schon seit sechs Jahren. Unser neuer Boss heißt Tim. Auch ‘nen cooler Typ. Also, iPhone: Prost! Ex oder Android!

iPhone: Du sagtest gerade etwas von Krisensitzungen.

iPhone X: Ja, derer muss es einige gegeben haben. Das konnte natürlich niemand in Cupertino auf sich sitzen lassen, dass die Samsungs dieser Welt an uns vorbeidesignen und das dann auch noch gut machen. Wir haben uns jahrelang mit denen vor Gericht gefetzt, weil die uns – dich – kopiert haben. Dass die also plötzlich in den Lead gehen, war nicht akzeptabel. Und das Ergebnis dieser Sitzungen bin ich.

iPhone: Du bist also ein Samsung?

iPhone X: Nein, ich bin modern. Unsereins sieht heute einfach so aus und endlich – endlich – haben wir iPhones auch keinen Rahmen mehr um den Bildschirm. Also ich zumindest, ich habe noch zwei Cousins, die sind auch erst gerade bei Foxconn geschlüpft, sind aber noch nicht ganz so weit. Ich bin also sozusagen ein experimenteller Prototyp, ohne dabei ein experimenteller Prototyp zu sein. Ich bin einfach der neue Typ. Die Zukunft, so wie du damals. Wir sind uns ja sogar ein bisschen ähnlich. Du hast einen Rahmen aus Edelstahl, ich auch. Das kommt nicht von ungefähr, ich habe Jony gefragt.

iPhone: Aber ich bin hinten aus Aluminium. Du nicht.

iPhone X: Stimmt. Meine Rückseite ist aus Glas.

iPhone: Ist das nicht gefährlich, wenn du mal stolperst?

iPhone X: Frag’ mich das in ein paar Monaten nochmal, ich bin doch gerade erst aus China angekommen.

iPhone: Ich habe ja unter dem Bildschirm so einen Knopf, den Home Button. Einmal drücken und man ist wieder auf dem Home-Bildschirm. Ich fand den immer sehr praktisch, aber du hast den gar nicht.

iPhone X: Tja, nichts ist für die Ewigkeit. Ich habe noch eine ganze Menge mehr nicht, da musste umgedacht werden. Der Home Button hat mit der Zeit eine ziemliche Entwicklung genommen. So wie bei dir gab es ihn sechs Jahre lang. Dann hat man sich in Cupertino überlegt, einen Fingerabdrucksensor mit in den Knopf zu integrieren. Sicherheit und so, du verstehst. Einen Pin-Code kann man raten, ein Fingerabdruck ist nicht gut zu kopieren.

iPhone: Als ich vor zehn Jahren an den Start ging, hatte ich nicht mal einen Pin-Code.

iPhone X: Barkeeper! Echt? Das wusste ich nun wieder nicht. Die Sache mit dem Fingerabdrucksensor hat super funktioniert. Da haben wir Samsung ein Schnippchen geschlagen – die hatten den nämlich zuerst, hat aber eben nicht super funktioniert. Bei uns schon. Aber ein Knopf ist eben ein Knopf, also ein mechanisches Bauteil. Das kann ausleiern, kaputtgehen: suboptimal. Also wurde aus dem Knopf ein Fake, bei dem bei einem Druck nur noch ein kleiner Motor vibrierte, um den Menschen das Gefühl zu geben, dass es immer noch ein Knopf ist. Clevere Idee, aber auch nicht ganz stressfrei. Stell dir Folgendes vor. Es ist Winter und man hat Handschuhe an. Als der Knopf noch ein richtiger Knopf war, ging so immerhin noch unser Display an und die Menschen konnten ihre Benachrichtigungen sehen. Wenn dieser „Knopf“ aber nur noch eine Fläche ist, die auf den Fingerabdruck reagiert, dann ist das mit Handschuhen ein fail. Kurz und gut: Wir haben den Knopf jetzt rausgenommen bei mir, es wäre eh kein Platz dafür da gewesen, wie du siehst. Mein Display geht bis zur Kante. Oben und unten. Ein paar Kids in der Entwicklung haben noch versucht, den Button auf dem Display zu emulieren, sind dann aber schnell auf dem Parkplatz skaten gegangen.

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iPhone: Und wie kommt man bei dir jetzt „nach Hause“?

iPhone X: Kurz vom unteren Bildschirmrand nach oben wischen – fertig. Unsere Übersetzer nennen das „streichen“, ich hab’ da schon durchtelefoniert, dass das geändert wird. Dieses von Unten-nach-Oben funktioniert genau wie der Home Button. App schließen, vom sechsten Homescreen wieder auf den ersten: geht alles. Natürlich musste ich mir ein paar neue Gesten draufschaufeln, weil Wischen ist dann ja eben doch kein Drücken. Und wenn man von unten wischt, kam bislang ja das Kontrollzentrum hochgefahren. Geht nun nicht mehr. Das zieht man nun von oben rechts rein. Von oben links gibt es die Übersicht zu den Benachrichtigungen. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht, gewöhnt man sich ganz schnell dran. Nur wie ich mich ausmache, kann ich mir immer noch nicht merken. Aber wer will schon ausgehen in diesen aufregenden Zeiten.

iPhone: Ok, ich habe einige Nachfragen. Noch genug Gin im Tonic?

iPhone X: Barkeeper!

iPhone: Du hast keinen Fingerabdrucksensor mehr. Das Entsperren geht also wieder mit einer Pin?

iPhone X: Nein. Bzw.: Nur, wenn es ganz schlecht läuft.

iPhone: Sondern?

iPhone X: Stell mal deine Kamera scharf und schau mich an.

iPhone: Willst du mich anmachen?

iPhone X: Im Gegenteil, ich will, dass du mich anmachst!

iPhone: Äh?

iPhone X: Ich habe da oben eine Kamera, über dem Display.

iPhone: Ach, da in der Einbuchtung. Dein Display hat ja am oberen Rand so Aussparungen – die sehen aus wie Hasenohren.

iPhone X: You might very well think that, I couldn’t possibly comment. Da oben sitzt nicht nur meine Selfie-Kamera ... Selfie ist dir ein Begriff?

iPhone: Ich bin zwar von vor zehn Jahren, aber nicht von gestern.

iPhone X: Gut, gut. Diese Kamera ist nicht nur einfach eine Kamera, sondern Teil eines neuen Systems, das wir TrueDepth nennen. Die Kamera wird unterstützt von einem Infrarot-Sensor ...

iPhone: ... Fernbedienung für den Fernseher!

iPhone X: Nein. Ich muss mich deutlicher ausdrücken, der Gin, entschuldige. Die Kamera wird unterstützt von einer Infrarot-Kamera und einem Punktprojektor, der das Gesicht der Menschen erkennt und das Telefon so freischaltet. Aus TouchID – dem Fingerabdruckleser – wird jetzt FaceID. Die Menschen scannen ihr Gesicht ein Mal in zwei Durchgängen und das Kamera-System erledigt den Rest. Mit diesem Konzept sind wir wieder nicht die ersten, aber die besten auf Telefonen. Unsere Nicht-Buddys von Samsung haben das schon probiert mit einer Art des Retina-Scan. Ging nicht gut, bei uns funktioniert es aber.

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Review iPhone X FaceID Presse

Foto: Apple

FaceID ersetzt auf dem iPhone X den Fingeradrucksensor, der bei vorherigen Generationen des Smartphones im Home Button untergebracht war. Technisch einmal überarbeitet, galt dieser Sensor in den vergangenen Jahren als präzise und vorbildlich, einige Hersteller von Android-Geräten – vor allem Huawei – verbauen jedoch sowohl was die Geschwindigkeit der Entsperrung als auch die Verlässlichkeit angeht mittlerweile bessere Sensoren. Die Einrichtung von FaceID geht deutlich schneller vonstatten als die Registrierung eines Fingerabdrucks. Der Kopf wird in zwei Durchgängen vor Front-Kamera langsam geschwenkt – fertig. Dabei erstellt das TrueDepth-System eine 3D-Karte des Gesichts, die auf dem Telefon gespeichert wird. Will man das Telefon nun entsperren, wird das abgelegte Muster mit dem aktuellen Kamerabild abgeglichen – bei Übereinstimmung wird das Telefon dann entsperrt. Das Prinzip funktioniert dank Infrarot auch im Dunklen – allerdings ist der Sichtbereich der Kamera relativ eingeschränkt, so dass man zielgerichtet und von vorne auf das Telefon schauen muss. Die Gesichtserkennung ist dabei unabhängig von Brillen, den meisten Sonnenbrillen oder Bärten. Das System ist lernfähig. Muss nach fehlgeschlagener Identifikation doch der PIN-Code eingegeben werden, nimmt FaceID die neuen Gesichtsinformationen, die das Entsperren des Telefons verhindert haben, in die Datenbank mit auf. Apple selbst beziffert die Sicherheit von FaceID mit 1:1.000,000 – für den Fingerabdrucksensor gilt lediglich das Verhältnis von 1:50.000. Mit FaceID wird nicht nur das Telefon entsperrt – es können auch Passwörter abgefragt und Einkäufe getätigt werden.

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iPhone: Und das ist sicher und zuverlässig?

iPhone X: Tatsächlich ja. Dieses System entsperrt aber nicht nur das Telefon, sondern ruft auch Passwörter auf und autorisiert das kontaktlose Bezahlen. Und macht das vielleicht coolste Feature überhaupt möglich: Animoji.

iPhone: Ich kenne nur Emoji.

iPhone X: Und was wäre, wenn die plötzlich lebendig würden?

iPhone: Naja, mein Prozessor würde überhitzen.

iPhone X: Gut, geschenkt. Damit die Gesichtserkennung funktioniert, haben wir also das TrueDepth-System, dass eine 3D-Karte von den Gesichtern anfertigt. Bewegungen werden kontinuierlich verfolgt – so lassen sich auch animierte Emoji, die Animoji umsetzen. Großer Spaß für zehn Sekunden. Ich schick dir mal eins, wie ist denn dein iMessage-Handle?

iPhone: iMessage?

iPhone X: Ach was, schau es dir einfach bei mir auf dem Display an.

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iPhone: Zu deinem Bildschirm hatte ich noch ein paar Fragen. Meiner ist ja eher verblasst in den zehn Jahren. Deiner hat diese Rundungen in den Ecken, überraschend finde ich aber vor allem die Farben. Die schimmern so wunderbar.

„Wir haben bei Samsung angerufen und gesagt: Jungs, wir brauchen so Bildschirme mit runden Ecken und in OLED, aber fasst auf gar keinen Fall die Kalibrierung an, die machen wir. Fanden die strange, haben sich dann aber doch ordentlich ins Zeug gelegt.“

iPhone X: Danke, danke! Ich bin das erste iPhone mit einem OLED-Display. Bislang gab es uns nur mit LCD-Screens, du hast auch so einen. Das ist total ok und ich würde behaupten, dass unsere Ingenieure in Cupertino diese Technik mittlerweile so beherrschen, wie niemand anderer. Aber OLED ist auf andere Art cool, bzw. kann cool sein. Da wird jeder Pixel einzeln beleuchtet. Das ist mitunter stromsparender, lässt die Farben aber auch mehr leuchten. Ziemlicher Voodoo, ich erspare dir mal die Details. Wichtig ist, dass man dabei auch viel falsch machen kann. Diese Technologie ist noch relativ neu und es gibt eigentlich nur zwei Firmen, die diese Bildschirme herstellen können – unsere Kumpels von Samsung und LG. Bislang war es oft so, dass die Displays dann so eingestellt waren, dass die Farbwelt wie aus einem waschechten LSD-Trip schien. Grell und knallig und so gar nicht „echt“. Deshalb haben wir da bislang auch die Finger von gelassen, vom Preis mal ganz abgesehen. Aber mit mir ändert sich das nun. Wir haben bei Samsung angerufen und gesagt: Jungs, wir brauchen so Bildschirme mit runden Ecken und in OLED, aber fasst auf gar keinen Fall die Kalibrierung an, die machen wir. Fanden die strange, haben sich dann aber doch ordentlich ins Zeug gelegt. Ich mag mein Schimmern und mein Leuchten. Zum Glück haben wir bei Samsung gekauft und nicht bei LG, die haben gerade richtig Ärger bei einem anderen Telefon.

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iPhone X Review Pressebild OLED

Foto: Apple

Beim iPhone X setzt Apple erstmal auf ein OLED-Display – Neuland. Das 5.8“ große Panel wird von Samsung gefertigt und gilt als eines der teuersten Bauteile des gesamten Smartphones. Die Produktion von OLED-Bildschirmen ist komplex und vergleichsweise fehleranfällig. Die Auflösung des Displays liegt mit 2.436 x 1.1250 Pixeln deutlich über älteren Modellen, TrueTone und der P3-Farbraum ist genauso integriert wie HDR, was eine besonders farbgetreue Darstellung von Filmen und Serien ermöglicht, wenn sie bei Netflix, Amazon und iTunes in dieser Version vorliegen. Apple spricht beim Display des iPhone X von „Super Retina HD“. OLED-Bildschirme gelten auch deshalb als besonders knifflig, weil ihre Kalibrierung sehr viel Zeit und Aufwand erfordert. Samsungs erste Gehversuche auf eigenen Geräten resultierten oft in grellen und überzeichneten Farben. Auch die Blickwinkelstabilität ist bei OLED problematisch und generell nicht gleichbleibend wie bei LCD-Screens. Kippt man das Telefon leicht zur Seite, wirken die Bildschirme leicht blaustichig. Das ist auch bei iPhone X der Fall, die allgemeine Farbdarstellung gilt aber als der neue Gold-Standard, den Samsung nicht mal bei den eigenen Flaggschiffen erreicht. Neben Samsung fertigt auch LG OLED-Displays für Smartphones. Beim Google Pixel 2 XL geriet LG jedoch kürzlich heftig in Kritik, weil die Displays schon nach kurzer Zeit der Benutzung Ghosting und einen Einbrenn-Effekt aufwiesen. Berichten zufolge hat Apple bei LGs Display-Fertigung massiv investiert, um mittelfristig nicht mehr von Samsung abhängig zu sein.

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iPhone: Ärger habe ich mit meinem Display mittlerweile auch. Selbst wenn ich mich volle Kanne hochdrehe, sehe ich nichts mehr auf dem Boden. Dabei lasse ich so oft die Kopfhörer fallen. Ich glaube, ich habe einen Grauen Star.

iPhone X: Nun lass’ mal den Kopf nicht hängen. Die Welt liebt dich, du bist ein Star. So einer werde ich nie.

iPhone: Bei den Sachen, die du so kannst? Was spricht denn dagegen?

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iPhone X: Weißt du, mittlerweile machen eigentlich alle ganz okaye Telefone. Wir haben uns bei Apple immer ganz genau angeschaut, was die anderen so ausprobieren, sie damit an die Wand fahren lassen, uns die besten Ideen angeeignet und dann besser umgesetzt. Wie du mir, so ich dir: Alle schauen bei den anderen ganz genau hin und machen und tun. Dieses Wow von damals, als du auf den Markt gekommen bist, das gibt es heute immer seltener. Mein Boss sagt, die Leute finden mich super. Bin ich auch. Ich rufe dieses Wow wieder hervor, aber die Welt dreht sich mittlerweile so schnell. Ich glaube, es ist vor allem für unsere Kunden und Fans ein wichtiges Signal. Wir trauen uns noch was. Wir können noch was. So wie bei dir damals. Dass aus dir mal eine ganze Industrie werden würde, haben deine Ingenieure bestimmt nicht geahnt.

iPhone: Die hatten Stress, kann ich dir sagen. Was lag ich bei denen auf der Werkbank.

iPhone X: Es ist doch so: So einen Sprung nach vorne, wie damals mit dir und heute mit mir, kann man nicht jedes Jahr machen. Dann regt man sich mal über uns auf, mal über Samsung, mal über Huawei. Das sei alles langweilig und überflüssig. Aber irgendwann kommt ein Team dann nicht nur auf eine gute Idee, sondern hat auch das Glück, die einfach so gut wie perfekt zum richtigen Zeitpunkt umsetzen zu können. Nun haben wir 2017 wieder das Krönchen auf. Und weil wir eben so viele Fans haben da draußen, ist ein iPhone auch immer ein Stück Kulturgeschichte. Eigentlich ist das ja ein gruseliger Gedanke, für den kein Animoji der Welt reicht, ihn auch nur ansatzweise einordnen zu können. Aber: Das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich freue mich, dass ich so geworden bin. Ich darf jetzt ein paar Monate der Star sein, dann kommt das iPhone X2, ich leg die Beine hoch und guck Planet Of The Apps. Oder trink mit dir noch ein paar G&T.

iPhone: Der Barkeeper guckt schon die ganze Zeit zu uns rüber.

iPhone X: Jaja, der riecht Ärger. Hier ist heute noch Nokia-Afterhour. Komm, lass’ mal gehen. Und ruf an! Meine Nummer hast du ja jetzt.

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iPhone X

  • 5,8"-Display
  • 2.436 x 1.1250 Pixel, 458 ppi, OLED
  • A11 Bionic Chip, M10 Koprozessor
  • 12-MP-Dual-Kamera mit Weitwinkel- und Teleobjektiv, LED-Blitz
  • 175 Gramm
  • 7,7 Millimeter tief
  • 64/256 GB
  • 1.149/1.319 €

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