Mix der Woche: The Black Dog – The End Is CloserDer definitive Abgesang

MdW-The Black Dog

Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier kommt von alten Helden. Was der schwarze Hund anfasst, wird seit 1989 zu Gold. In dieser Mischung herrscht vor allem Ruhe. Das könnte nicht angemessener sein.

Liebe Filter*innen,

ich habe mal eine Frage. Gehen euch DJ-Mixe zur Zeit auch so auf die Nerven? Kommen sie euch auch so überflüssig vor? So gewöhnlich? So fehl am Platz? Natürlich hat zur Zeit niemand Aufträge auf dem Dancefloor. Natürlich brauchen alle Geld. Und natürlich müssen wir retten, was zu retten ist. Ich habe nur das Gefühl, dass die Welt eine andere sein wird, wann immer sie sich wieder ändert. Und wir viel von unserer gemeinsamen Kultur schlicht und ergreifend nicht mehr benötigen werden. Weil wir im Kopf schon längst weitergewandert sind und der vertraute Sound plötzlich alles andere als vertraut sein wird.

Alle Alternativen – Ambient, Lieblingsplatten, Genre-Rückblicke – gaben uns ein paar Wochen seit März ein wenig Hoffnung. Geht ja auch anders. Für mich hat sich aber selbst das mittlerweile erledigt. Mal kurz gelacht, mal aufmerksam zugehört, mal verschmitzt mit dem Kopf genickt, oder ihn mal verdattert geschüttelt. Obskurität ist auch keine Heimat. Woche für Woche fiel es mir schwerer, diese Kolumne sinnstiftend zu füllen, wenn ich „Dienst“ hatte. Mir gehen die Ideen aus. Nicht mal mein Kopf will mehr tanzen. Auch nicht nach drei Gläsern wasauchimmer. Und wenn ich in den einschlägigen Facebook-Gruppen mitlese (ich weiß, sollte man eigentlich nie tun), wo die Wiedereröffnung der Clubs diskutiert wird, Raves und Partys geplant werden und die Adaption zweifelhafter Strategien anderer Länder gefordert wird, dann denke ich vor lauter unreflektiertem Gebaren: Vielleicht haben wir es auch einfach nicht verdient. Und: Ich habe Angst vor euch.

Der Mix von The Black Dog ist meinem Gemütszustand wie ein Requiem ins Herz geschrieben. Klar, das ist auch „irgendwie Ambient“, die inhärente Dringlichkeit berührt mich aber wie kaum etwas, was ich in den vergangenen Monaten gehört habe. Der Verlust ist in jedem Übergang zu hören. Zwischen Licht und Dunkelheit herrscht tiefe Trauer. Auch wenn ich das gar nicht will: Es passt in unsere Zeit.

Signing off,
Thaddi

Tracklisting

  • The Black Dog – The Horse Has Left The Dox – Dust Science
  • The Black Dog – RipHead v99 – Unreleased
  • Antenes – Pilot – MORD
  • The Black Dog – bi_fx(02) – Unreleased
  • Rrose – Deesis – MORD
  • The Black Dog – Ghiahead – Dust Science
  • Bunkr – East Of Eden – VLSI Records
  • Autechre – Shimripl Air – Warp
  • The Black Dog – Tell Me What You Remember (Variation RMX) – Dust Science
  • Seleccion Natural – Absolute Zero – PoleGroup
  • The Black Dog – How Far Is Too Far? – Dust Science
  • Loscil – Equivalent 5 – Kranky
  • The Black Dog – Mental Ward Sleep Machine (Beatless Live Mix) – Dust Science
  • The Black Dog – Sex Cult NXIVM Reprise – Dust Science
  • Sarah Davachi – Sybil – Ghostly International
  • The Black Dog – Come Together, Over Faith – Dust Science
  • The Black Dog – Out Of Your League – Dust Science
  • Toh Imago – Extraction 2 – InFine
  • Nadia Struiwigh – Split Level – MORD
  • The Black Dog – Technological Utopians (Beatless Future RMX) – Dust Science
  • Holodec – Firecracker – Timetable

App der Woche: Max Richter – SleepFür mehr Fokus

Pageturner: Literatur im Juli 2020Charlotte Krafft, Niklas Maak, Laura Lam