Review: Logitech PowerShell, Gaming Controller für das iPhoneTouchscreens sind so 2013

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Endlich wieder Knöpfe drücken. Wäre es nicht toll, wenn man beim Zocken auf dem iPhone nicht ständig auf den Touchscreen touchen müsste, sondern einen Controller wie an der PlayStation nutzen könnte? Logitech verspricht genau das.

Ich bin kein Gamer.

Was nicht bedeutet, dass mir Spiele oder das Spielen als solches unsympathisch wären, im Gegenteil. Wenn ich dann aber mal für ein paar Minuten ein, zwei Level spiele - auf dem Telefon, wo sonst!? -, dann reicht mir der Touchscreen als Kontrollinstanz vollkommen aus. Eigentlich. Aber natürlich habe auch ich eine Vergangenheit. Mit Atari-Konsolen, Holz-Panel und Joysticks. Vor allem aber mit den kleinen putzigen Game & Watch-Geräten von Nintendo. Eine Kiste für ein Spiel, hosentaschen- und vor allem schulhofkompatibel. Genau der Formfaktor also, der von Smartphones jetzt fortgeführt wird. Im Originalzustand eben nur ohne Tasten. Zwei Generationen casual gaming rücken jetzt noch näher zusammen: Das iPhone bekommt Buttons.

Skurril: Denn Buttons waren ja laut Steve Jobs bei Telefonen im Allgemeinen und Smartphones im Besonderen der Missstand, den es mit dem iPhone zu bekämpfen galt. Immer nur im Weg die Dinger. "The problem is the bottom 40." T9 oder QWERTZ: Hardware-Tasten lassen sich nicht ausblenden, nehmen nur Platz weg und sind vor allem immer dann fehl am Platz, wenn bestimmte Apps bestimmte Kontrollmöglichkeiten an ganz bestimmten Orten benötigen. Um den Workflow nicht zu blockieren und damit sich die Hände nicht verheddern. Dann kam der App Store, die ersten Spiele und eigentlich lief alles rund mit der Touchscreen-Bedienung. Und dann kam iOS 7.

Mit der aktuellen Version von Apples Betriebssystem für iPhone und Co. steht Entwicklern von Spielen erstmals eine Infrastruktur zur Verfügung, die die Einbindung von Spiele-Controllern erlaubt. Die PowerShell von Logitech ist die erste Umsetzung: eine Art Case für das iPhone (Version 5 und 5s, sowie den aktuellen iPod touch) mit eigener Batterie, einem D-Pad, vier Action- und zwei Schulterknöpfen. Klassisches Controller-Business also. Das Telefon wird in die PowerShell eingelegt und schon soll der Spaß losgehen. Natürlich muss das Spiel bereits für den Controller optimiert sein. Logitech selbst listet aktuell rund 50 Spiele, bei denen das der Fall ist. Eine bescheidene Auswahl also, gemessen an der Flut von Titeln in Apples Online-Kaufhaus. Das wird zukünfitg sicher besser werden: Es hapert aber im Moment an ganz anderen Dingen.

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Logitech PowerShell

  • kompatibel mit: iPhone 5, iPhone 5s, iPod touch (5. Generation)
  • Systemvoraussetzung: iOS 7
  • Gewicht: 120 Gramm
  • Akku: 1.500 mAh
  • Preis: 100 Euro
  • weitere Infos: Logitech
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Erste Reviews aus den USA gaben der PowerShell keine besonders guten Noten und machten dies vornehmlich an der Hardware fest. Das D-Pad sei labbrig und entspräche nicht den Konsolen-Standards. Einige Journalisten gingen sogar soweit, dem Controller so die komplette Unbenutzbarkeit zu bescheinigen. Nach drei Wochen casual Daddeling fällt unser Urteil etwas anders aus. Ja, die PowerShell ist aus Plastik. Ja, gerade das D-Pad ist ein bisschen wabbelig. Wirklich problematisch ist das alles aber nicht. Denn auch wenn iOS als Spiele-Plattform sehr erfolgreich am Marktanteil der großen Konsolen kratzt, ist das Spiel-Erlebnis doch ein fundamental anderes. Und auch wenn es viele Konsolen-Hits mittlerweile für iPhone und iPad gibt: Viele erfolgreiche iOS-Spiele nutzen den Touchscreen bereits, um eine andere Steuerung von Games zu ermöglichen. Die Sensoren in der Apple-Hardware tun ihr Übriges. Aber werfen wir zunächst einen Blick auf den Controller selbst.

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Wilder Westen

Die Powershell unterstützt das iPhone 5, das iPhone 5s und den aktuellen iPod touch. Letzterer benötigt einen kleinen Einleger, damit er fest im Logitech-Gehäuse sitzt. Besitzer des iPhone 5c bleiben leider draußen. Obwohl das Kunststoff-iPhone irgendwie schon passen würde, zumindest einsetzen ließe es sich wahrscheinlich. Ob man es auch wieder herausbekommt, ist jedoch fraglich. Die Powershell selbst ist mit einem beweglichen Lightning-Connector ausgestattet und verfügt außerdem über einen eigene Akku mit 1.500 mAh Kapazität. Aufgeladen wird der über microUSB, das entsprechende Kabel liegt bei. Ebenso wie ein spezieller Winkelstecker für die Kopfhörer-Buchse des iPhones. Das ist mäßig praktisch, sieht auch nicht sonderlich toll aus, lässt sich aber nicht vermeiden.

Die PowerShell ist mit dem schon erwähnten D-Pad ausgerüstet, dazu kommen vier Action- und zwei Schulter-Buttons. Bonus: eine dezidierte Pause-Taste. Das iPhone selbst sitzt bombenfest in der PowerShell, lässt sich aber auch problemlos wieder aus dem Controller-Gehäuse entfernen. Dafür hat Logitech auf der Rückseite um die Kamera herum eine Öffnung eingearbeitet. So lassen sich einerseits weiter Fotos und Videos aufnehmen, andererseits lässt ein sanfter Druck auf das Kameraobjektiv das Smartphone wieder aus dem Controller herausgleiten. Sogar eine Bedienhilfhilfe für den Sleep/Wake-Knopf des iPhones ist eingebaut. Die Lautstärkewippe liegt frei. Die Rückseite der PowerShell kommt im angenehmen Soft Touch, ist also rutschfest und bietet außerdem angenehme Einkerbungen für die Mittelfinger. So kann man die Hände beim Zocken gut positionieren.

So richtig toll funktioniert der Controller aber dennoch nicht. Das liegt aber weniger bzw. gar nicht an der Hardware, sondern an den Spielen, die zur Zeit für den Controller optimiert sind. Kraut und Rüben. Wilder Westen. Die Bedienung reicht von sehr gut (mit logischer Einbeziehung aller Bedienelemente) bis zu abstrus und quasi nutzlos. Bei vielen Games bedeutet die Verwendung der PowerShell außerdem nicht, dass man sich vom Touchscreen verabschieden kann. Bestimmte Kommandos müssen immer noch mit einem Druck auf das Display ausgeführt werden und sei es nur der Start eines neuen Levels. Ein ziemlich unerfreuliches Kuddelmuddel. Was sicherlich mit der Zeit besser werden wird, im Moment jedoch enormes Frustrationspotenzial birgt, gerade wenn man, frisch motiviert durch den Kauf den Controllers, den einen oder anderen Euro bei iTunes für frische Spiele ausgibt.

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Braucht man die PowerShell? Im Moment eher nicht. Auch wenn das Accessoire nur 120 Gramm wiegt, können wir uns nicht wirklich vorstellen, den Controller immer oder zumindest oft im Rucksack zu tragen, um im Fall des Falles besser oder anders oder richtig zocken zu können. Für die Couch nimmt man das Gaming-Case vielleicht das eine oder andere Mal her. Was in den kommenden Monaten passieren muss, ist ein Brainstorming bei den Spiele-Entwicklern, wie man solche Controller sinnvoll und überzeugend für die Bedienung von Games nutzen kann. Ein Mehraufwand, klar. Aber wir rechnen nicht damit, dass es sich bei der PowerShell und Co. um Eintagsfliegen handelt. Die Auswahl wird größer werden, vielleicht auch spezieller. Große Studios mit eigenen Controllern? Alles vorstellbar. Dann muss aber auch alles sitzen. Und das tut es im Moment noch nicht.

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