Supertool für Musikproduzenten?Native Instruments entwickelt Keyboards für Komplete

NI Kontrol S - lead

Als die Berliner Softwareschmiede Native Instruments im Jahr 2009 die erste Hardware Maschine veröffentlichte, stand die Musikwelt Kopf. Schlafzimmerproduzenten, DJs, Richie Hawtin, Edelstudios: Alle stürzten sich auf die zeitgemäße Fortsetzung der MPC 2000 von Akai, ohne die HipHop nie denkbar gewesen wäre. Seitdem setzt NI weiterhin auf solide Hardware - neuester Clou: das Komplete Kontrol S. Das allererste Keyboard der Firma. Für mehr Übersichtlichkeit und Komfort. Zur zehnten Auflage der Eierlegenden-Wollmilchsau-Software KOMPLETE räumt Native Instruments nicht nur das Software-Interface auf, sondern stellt auch optimierte Hardware vor. Das macht Sinn, nicht nur wegen der integrierten Lichtorgel.

Musikproduzentinnen und Musikproduzenten können ein Lied davon singen. Die Software-Welt von Native Instruments ist so umfangreich, dass man sich darin nicht nur leicht verlieren, sondern auch verirren kann. Zu viele Möglichkeiten. Synths, Sampler, Sound-Packs: Es soll Menschen geben, die voller Euphorie in die „Kiste“ reingekrabbelt sind, aber nie wieder rausgefunden haben. Fakt ist: Kaum eine Firma bietet so viele Sounds und Tools für jede nur denkbare Gelegenheit. Fakt ist aber auch, dass dieses System über die Jahre immer komplexer wurde, gerade und vor allem in der Verwaltung im Studio. Aus welchem Synth stammte noch mal dieser ganz bestimmte Sound? Und warum finde ich den jetzt nicht mehr? Mit der neuen Version des Komplete-Pakets - das ist eine Zusammenstellung von Instrumenten und Effekten zu einem günstigen Preis - steuert Native Instruments jetzt gegen das Chaos und in Richtung mehr Klarheit. Mit neuem Interface für den Rechner, vor allem aber neuer Hardware: NI hat seine eigenen Keyboards fertig.

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Die Keyboards

Die Kontrol S-Series besteht aus drei unterschiedlichen Keyboard-Modellen: mit 25, 49 oder 61 Tasten. Allen drei Keyboards gemein ist dabei die Software-Optimierung für das neue Komplete-10-Paket, und das gleich an mehreren Stellen: Die umfangreiche Sound-Bibliothek der Komplete-Software lässt sich zu guten Teilen bereits vom Keyboard aus steuern. Um durch die Presets der unterschiedlichen Instrumente zu navigieren, muss am Rechner so gut wie nichts mehr getan werden, schon gar keine Punktlandungen mit der Maus. Dank Scroll-Rad und diversen Buttons können sich User Schritt für Schritt durch ihre Library bewegen auf der Suche nach dem richtigen Klang. Hat man einen ausgewählt, werden die wichtigsten Parameter automatisch auf den berührungsempfindlichen Drehreglern platziert. Für Musiker bedeutet das: Das im Zweifel lästige und zeitaufwendige Zuweisen entfällt. Zur Verfügung stehen dabei alle relevanten Parameter. Über spezielle Vor- und Zurück-Knöpfe wird weitergeschaltet.

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Die neue Browser-Bedienung an den Keyboards

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Zwei Ribbon-Controller bieten umfangreiche Möglichkeiten

Zwei berührungsempfindliche Ribbon-Controller ersetzen bei der Kontrol S-Series die hinlänglich bekannten Rädchen für Pitch und Modulation. NI ist nicht die erste Firma, die diesen Austausch vornimmt, bietet aber wiederum auf die Komplete-Software zugeschnittene Variabilität. Nicht nur der Pitch-Bereich kann frei gewählt werden, gerade mit der Modulations-Einheit können zahlreiche Parameter des aktiven Instruments kontrolliert werden. Das funktionierte schon im (noch aktuellen) Beta-Status überzeugend und präzise.

Und dann ist da die Sache mit dem Licht.

Über jeder Taste der Keyboards befindet sich eine mehrfarbige LED, die je nach Status anders leuchtet. Das mutet im ersten Moment ein wenig merkwürdig an, entpuppt sich aber schnell als durchdacht und hilfreich. Mögen muss man es trotzdem und es dürfte viele geben, die lächelnd abwinken werden. Sei's drum. Durch die LEDs werden die unterschiedlichen Performance-Möglichkeiten, die für ein Preset oder einen Loop zur Verfügung stehen, optisch übersetzt. NI verspricht sich davon mehr Übersichtlichkeit - nicht nur im Studio, sondern auch im Club bei schlechten Lichtverhältnissen -, durch die flackernde Visualisierung aber auch einen Lerneffekt. Wie XYZ funktioniert kann man mühsam erklären, oder man schaut einfach zu.

So lassen sich fertige Loops in ihren unterschiedlichen Phrasierungen auf einer Sektion der Tastatur abfeuern, während die verwendeten Einzelsounds gleichzeitig in einer anderen Abteilung zur Verfügung stehen. Läuft der Loop durch, leuchten die einzelnen Samples immer dann auf, wenn sie getriggert werden. Die LEDs liefern auch Orientierung beim Spielen der Sounds: Unterschiedliche Tonleitern zeigen immer die „richtigen“ Tasten für den nächsten, harmonisch korrekten Ton, Arpeggios werden in ihren Einzelteilen angezeigt, genau wie Chords.

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Die neue Software

Was durch Hardware einfacher werden soll, wird auch in der Software zum Teil neu gedacht. Das neue Komplete, Version 10, kommt einerseits - wie könnte es auch anders sein - mit neuen Instrumenten: Rounds, Kontour und Polyplex. Aber auch mit drei neuen Pianos. Wichtiger jedoch ist, dass der Umgang mit der großen Anzahl von Instrumenten einfacher werden soll. NI stellt die Tags, also die stichwortgebenden Informationen zum Klang-Typ in den Vordergrund. Das Suchen nach Sounds in bestimmten Instrumenten soll eigentlich gar keine Rolle mehr spielen. Die neue Meta-Ebene: Hier sind die Streicher, da die Wobbles, dort die HiHats. Auch das soll für mehr Übersichtlichkeit sorgen. Wie das angenommen wird, bleibt abzuwarten.

Software und Hardware kommen am 1. Oktober in den Handel. Die Keyboards kosten 499 €, 599 € bzw. 699 € (25, 49, 61 Tasten), Komplete 10 kostet 499 € bzw. 999 €. Dafür bekommt man 39 bzw. 75 Instrumente. Nutzer der aktuellen Version von Komplete können mittels eines Software-Updates ebenfalls die Keyboards nutzen.

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