So macht Spike Jonze Cross-PromotionGanz spontan entstanden: Surprise-Musikvideo für Karen O

Jonze&Hill

Spike Jonze hat für Karen O ein Musikvideo gedreht. Ist das nun Kunst oder Kommerz?

Die Vorstellung einer wirklichen Trennung von Kunst und Kommerz ist in der heutigen Zeit wahrscheinlich schon im Ansatz naiv. Was jedoch in den letzten Jahren auf diesem Gebiet teilweise vor sich geht, setzt Adornos Schreckensvision einer reinen Kulturindustrie noch die Krone auf. Es scheint fast, dass besonders Filmemacher und Musiker mittlerweile jegliche Hemmungen im Umgang mit rein profitorientierten Großkonzernen abgelegt haben bzw. selbst zu welchen geworden sind.
David Fincher dreht für Gap; Nicolas Winding Refn und Matthew McConaughey machen Werbespots für die Automarke Lincoln; große Modehäuser holen sich Martin Scorsese und Sofia Coppola ins Boot. Selbst ein einem breiten Publikum eher unbekannter Palme d’Or-Gewinner wie Apichatpong Weerasethakul hat sich bereits für Welt-Konzerne wie Nokia und Louis Vuitton verdingt. Darüber hinaus ist das Product Placement im amerikanischen Blockbuster-Kino, aber durchaus auch in Teilen der deutschen TV- und Kinolandschaft, häufig nur noch als schamlos zu bezeichnen.

Man nennt es Cross-Promotion

Als Musiker bekannt gewordene Künstler wie 50 Cent und Sean Combs (a.k.a. P. Diddy oder auch Puff Daddy) nehmen zwar noch regelmäßig Platten auf, verkaufen tun sie diese aber schon lange nicht mehr, dafür besitzen sie eigene Mode-Labels, Kopfhörermarken oder Filmproduktionen und versuchen nebenbei noch, ihr Publikum dazu zu animieren, möglichst viel Ciroc-Vodka bzw. ein als Fitnessprodukt deklariertes Zuckerwasser namens Vitamin Water zu konsumieren. Auch die HipHop-Legende Dr. Dre findet bekanntermaßen schon seit längerem keine Zeit mehr dafür, neue Musik zu produzieren. Nachdem er seine Kopfhörer-Firma Beats in diesem Jahr für mehr als 3 Milliarden US-Dollar an den amerikanischen Technikkonzern Apple verkaufte, muss er dies auch nicht mehr. Sein Partner Jimmy Iovine, der Boss von Interscope Records, hatte zuvor so gut wie jeden Künstler des Musik-Labels mit einem Beats-Sponsoring-Vertrag ausgestattet und deren Musikvideos so zu Werbeclips für seine Kopfhörer gemacht. Cross-Promotion nennt sich so etwas.

Jonze bei der Premiere von „Her“. Foto: <a href="http://www.shutterstock.com/gallery-564025p1.html?cr=00&pl=edit-00">Helga Esteb</a> / <a href="http://www.shutterstock.com/editorial?cr=00&pl=edit-00">Shutterstock.com</a>

Jonze bei der Premiere von „Her“. Foto: Helga Esteb / Shutterstock.com

Unter diesen Begriff fallen wohl auch die neuesten Aktivitäten des Hipster-Regisseurs Spike Jonze. Nachdem die Macher der Mode-Marke Opening Ceremony Jonzes letzten Film Her ausgestattet hatten, beauftragten sie den amerikanischen Regisseur gemeinsam mit Jonah Hill mit der Inszenierung eines einaktigen Theaterstücks, in dem ihre neue Kollektion vorgestellt wird. Diese Werbeveranstaltung nannte sich 100% Lost Cotton und wurde während der New Yorker Fashion Week in der Metropolitan Opera aufgeführt.
Im Rahmen der Probenarbeiten realisierte Jonze für die Yeah Yeah Yeahs-Sängerin Karen O, die für Jonzes Film Where The Wild Things Are den Soundtrack beigesteuert hatte, ganz spontan ein Musikvideo. Die Hauptrolle dafür übernahm Dakotas kleine Schwester Elle Fanning, die auch bei 100% Lost Cotton mit von der Partie war. Sie verleiht dem Clip einen natürlichen und unschuldigen Charme. Der fast vergessen lässt, dass natürlich auch ihr Kostüm bald käuflich zu erwerben ist.

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