Auf dem Weg: Alva & ich, Berlin, 2006Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte

Auf dem Weg 18022015 - full

Die Alva und ich. Unser heutiges Foto entstand irgendwann Ende 2006 in Brigittes damaliger Berliner Wohnung. Einer Altbauwohnung, ganz oben in einem recht heruntergewohnten Haus. Aus beiden Zimmern konnte man auf den schönen Ackerstraßen-Friedhof sehen. Seit drei Jahren liegt dort Brigittes Freund und Alvas Vater Henrik begraben.

Oft sind wir zusammen über den Friedhof spaziert, haben Take-Away-Kaffee getrunken und dabei im Gras gesessen. Wenn ich heute dieses Bild betrachte und daran denke, errichtet sich in meinem Kopf eine Blockade und lässt Gefühle und Gedanken nur noch schwer passieren. Deshalb jetzt zurück zum Bild und zur Alva. Die kenne ich eben schon ihr ganzes Leben.

Eigentlich war es ja klar, dass Brigitte und Henrik ein super Kind bekommen würden, aber dann war ich doch überrascht, wie viel Spaß ich von Anfang an mit der Alva hatte. Einfach war sie noch nie. Wenn ich damals, als Henrik noch in Genf arbeitete, Brigitte für einige Stunden entlasten wollte, musste ich mich total auf sie einstellen. Zum Beispiel sofort den Spielplatz zu verlassen, wenn klar war, sie würde nun bald hungrig sein. Es gab einfach keine Taktik, sie davon abzulenken. Als Baby musste sie quasi ohne Unterbrechung in Bewegung gehalten werden. Und dennoch: Die Alva und ich waren schnell Freunde. Ich habe es immer genossen meine alltäglichen Gedanken für ein paar Stunden zu vergessen und der Kleinen nachzulaufen. Natürlich überkam mich auch gelegentlich so etwas wie Panik, aber was soll man auch erwarten. Am Morgen noch seinen Gedanken nachhängen und am Abend die Alva bespaßen.

So ein Abend war es, als wir uns mit meiner damals noch neuen Leica zusammen fotografiert haben. Doppelportraits haben wir die Jahre später noch häufiger gemacht. Inzwischen muss ich dafür allerdings meine Fitness verbessern, wenn ich sie noch weiter wie letzten Freitag in die Höhe werfen möchte. Bei Alva kann man eigentlich sicher sein, dass sie immer genau das tut, was man ihr gerade verboten hat. Sie fordert einen mit ihrer Energie, ihrem Willen, ihrer Unbedingtheit heraus.

Nach all den Jahren hoffe ich, auch weiterhin mit ihr verbunden zu bleiben und mitzuerleben, was sie noch alles veranstalten wird.
Ich wäre sehr froh, wenn wir noch mehr so lässige Momente zusammen hätten. Wie auf diesem Bild.

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.

In der letzten Woche haben wir Fabians Schwester kennen gelernt.

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