Leseliste 03. Juli 2016Pornstar Stoya im Portrait, Elektroschrott in NYC, Mädchenfilme und Napster

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Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

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photo credit: Elektroschrott via photopin (license)

Elektroschrott: 126 Empire State Buildings pro Jahr

Scheiße, Display gesprungen. Reparatur? Lohnt nicht, das neue iPhone ist ja eh gerade raus. Ab in den Müll mit dem Schrott. Das passiert jeden Tag, jede Stunde. Elektroschrott ist gigantisches, neuzeitliches Problem. Pro Jahr fällt global E-Schrott mit dem Gewicht von weit über hundert Empire State Buildings an. Wir kennen ja die Bilder von Kindern, die fast nackt auf Müllkippen in der Dritten Welt Kabel verbrennen, um das Metall freizulegen und ein paar Cent zu verdienen. Ein richtiges Bewusstsein dafür hat trotzdem kaum jemand, gedacht wird bis zur eigenen Mülltonne, maximal bis zur Annahmestelle für Elektroschrott, denn in den Hausmüll darf das kaputte Handy gar nicht. In den USA schon, wenn auch nicht überall. In die Tonne aus dem Sinn. Andrew J. Hawkins ist für The Verge dem Elektroschrott in NYC gefolgt. Detailliert, anschaulich, lang und toll bebildert!

„The larger companies (…) have detailed protocols for recycling their products, but that only applies to those that are actually returned by consumers. Most Americans toss their old gadgets in the trash with last night’s dinner.“

E-WASTE EMPIRE

Stoya sw Leseliste Juli 2016

Screenshot aus der ersten Folge „Hysterical Literature“ des in NYC lebenden Filmemachers Clayton Cubitt

Stoya über ihren Anfang, die Industrie und James Deen

Stoya gehört zu den Topstars der „neuen Generation“ von Darstellern in der Pornofilmindustrie, für die das Klischee der großen Brüste kein Implantat mehr wert ist. Statt Cum Shots geht es um Erotik und Natürlichkeit. Mit 19 hat Stoya ihren ersten Film gedreht, jetzt ist sie dreißig. Das NY Mag hat die eloquente und angenehm sarkastische Frau getroffen und ein großes Portrait geschrieben. Darin geht es um ihren mehr oder weniger zufälligen Karrierestart, um die Beziehung mit James Deen und wie es schließlich zur Anschuldigung der Vergewaltigung kam. Und es geht um den Blick nach vorn, denn Stoya will die Branche verändern – von Innen.

„She was 21 years old, meeting with Digital executives who were telling her, “We’re going to make you a star,” she remembers. “I’m like, ‘Yeah, sure, whatever, this is not my first weekend in Los Angeles, the guy who sells me cigarettes in the morning says he’s going to make me a star.’ But they were actually serious.”“

Stoya Speaks Out on James Deen, Consent, and Fixing the Porn Industry

Leseliste 03072016 Matilda

Matilda, die Protagonistin aus gleichnamigem Kinderfilmklassiker von 1996. Bild: Sony Pictures Home Entertainment

Hollywood – Leider nichts für kleine Mädchen

Es gab mal wirklich tolle Filme, mit und für junge Mädchen. „Matilda“, „Der geheime Garten“ oder „Little Princess“ sind zeitlose Klassiker der 90er. Aber seit den 90ern sind solche Filme rar, Gründe gibt es dafür gleich mehrere: Es fehlt an weiblichen Autoren und Regisseuren, Animation ist angesagt, anders als bei Jungs (und ihren Heldengeschichten) gibt es keine etablierten Narrative für Mädels im vorpubertären Alter. Und denkbar simpel: Jungs schauen tendenziell keine „Mädchenfilme“, Mädchen schauen aber „Jungsfilme“ – folglich verkaufen sich letztere besser. Anya Jaremko-Greenwold beschreibt beim Atlantic sehr detailliert, warum die Situation so ist, wie sie ist, wie Filme mit weiblichen Protagonisten heute funktionieren, und warum das problematisch ist.

„‚The marketing philosophy in Hollywood is that younger [female] audiences are ‘aspirational’ and will watch older girls, but that older girls won’t watch down,’ said Susan Cartsonis, the producer of „What Women Want“ and „Where the Heart Is“. The result is that movies for younger viewers can feature more sexualized female protagonists.“

Why Hollywood Doesn’t Tell More Stories for—and About—Girls

Leseliste 03072016 Napster

Eine Geschichte übers Kaufen und Verkaufen

Der Musikstreamingdienst Rhapsody ist hierzulande zwar weniger bekannt als Spotify oder Apple Music, konnte im letzten Jahr aber seine Nutzerzahlen um 45% auf rund 3,5 Millionen steigern. In UK und Deutschland läuft der Dienst unter dem Namen Napster, Rhapsody kaufte Napster bereits 2011. Jetzt wird eins draus: Rhapsody wird überall zu Napster. Matt Graves hat für Cuepoint die Geschichte von Napster aufgeschrieben. Ein Stück übers Weiter- und Weiter- und Weiter- und Weiterreichen. In den Hauptrollen: Roxio (CD-Burning, kennt ihr noch?), Real Networks (die mit dem Videoplayer), Shawn Fanning und Sean Parker (der Facebook-Typ) und Best Buy (die US-Version von MediaMarkt). Ob die Geschichte jemals endet?

„There’s something both ironic and appropriate about the Napster brand — early, illegal, and arguably totally irrelevant — being the longest-surviving thing in digital music.“

Napster’s Improbable Journey

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Blood Orange, Biosphere und Chance The Rapper

Teilen und Herrschen – Sharing is CaringUnderstanding Digital Capitalism II | Teil 4