Leseliste 09. Dezember 2018 – andere Medien, andere ThemenFrauen in Italien, Facebook-Kollaps, George Bush und Google Security

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Kinder für den Staat

In der taz liefert Cinzia Sciuto, Redakteurin von Micromega, in einem Gastbeitrag wichtige Informationen zum gesellschaftspolitischen Wandel in Italien unter der aktuellen Regierung. Nicht nur wirtschaftlich wird hier ein eigener und fragwürdiger Kurs gefahren. Auch, was die Rolle der Frau angeht, sieht es für die Zukunft nicht gut aus. Der konservative Katholizismus blüht auf, nicht zuletzt ob dessen Verbindungen in die Regierungskreise. Das Ministerium für Gleichberechtigung? Abgeschafft. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch? In Gefahr. Lorenzo Fontana heißt der neue Familienminister – er selbst ist eng in die sogenannte Initiative „Comitato No 194“ involviert, die nicht nur die Abschaffung des Gesetzes fordert, sondern Gefängnisstrafen gleich dazu. Und: Eltern, die zwischen 2019 und 2012 ein drittes Kind bekommen, dürfen mit großzügiger Unterstützung rechnen beim Kauf von Immobilien. Das sind nur einige der Aspekte des neuen Frauenbilds der italienischen Regierung.

„Zu den umstrittensten Vorschlägen zählen die Verpflichtung zur Mediation und die zwischen den Eltern gleichmäßig aufzuteilenden Kinderbetreuungszeiten. Damit wirft der Gesetzentwurf das Grundprinzip um, auf dem das aktuelle italienische Familienrecht beruht, nämlich das übergeordnete Kindeswohl.“

Schenkt dem Vaterland ein Kind

Facebook vorm Kollaps?

Schlechte Nachrichten über Facebook gehören heuer genauso zum Alltag wie Enthüllungen über die Autoindustrie. Da ist systemisch ziemlich viel faul. Viele beschwören bereits das Ende das Zuckerberg-Imperiums, aber da wären ja noch Oculus, Instagram, WhatsApp und andere Produkte, die Mark Zuckerberg gehören. So ganz schnell wird man sich also nicht davon verabschieden können. Nun wurde aber bekannt, dass das Klima intern auch immer unangenehmer wird. Kurzum: Zuckerberg und Sandberg scheinen den Laden nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Für BuzzFeed News berichten Charlie Warzel und Ryan Mac.

„Two former employees said the spate of negative reports has cast a shadow over the company in recent weeks. Current and former employees describe a tense and, at times, hostile atmosphere inside the company, one in which both senior employees and even staunch loyalists are contemplating their futures.“

Mark Zuckerberg's Biggest Problem: Internal Tensions At Facebook Are Boiling Over

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Foto: Biddle, Susan. Records of the White House Photograph Office, 01/20/1989 - 01/20/1993 (Collection GB-WHPO) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der gute George?

Der ehemalige US-Präsident George Bush ist tot. In ihren Nachrufen wirken die US-Medien geradezu gleichgeschaltet: Ein großer Außenpolitiker sei er gewesen, er habe das Ende des Kalten Krieges mit ruhiger Hand mit herbeigeführt. Und anders als ein anderer George Bush sei sein Krieg gegen den Irak sauber gewesen. Die deutschen Medien reihen sich in die Verneigung ein, und auch die Kanzlerin sagte in ihrer letzten Rede als Parteivorsitzende, man müsse Bush ewig dankbar sein. War da denn gar nichts Negatives, Schlechtes, Böses? Mehdi Hasan zieht ein anderes Fazit und legt unbequeme Wahrheiten vor: Von einer schmutzigen Wahlkampagne über Kriegsverbrechen im Irak bis hin zu Begnadigungen von Regierungsbeamten in der Iran-Contra-Affäre, mit der sich Bush vermutlich letztlich selbst schützen wollte, gibt es da trotz nur vier Jahren Amtszeit so einige dunkle Seiten. Auch der Podcast zum Beitrag ist hörenswert.

„The inconvenient truth is that the presidency of George Herbert Walker Bush had far more in common with the recognizably belligerent, corrupt, and right-wing Republican figures who came after him — his son George W. and the current orange-faced incumbent — than much of the political and media classes might have you believe.“

The ignored legacy of George H.W. Bush

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Google Security

Chronicle ist der Name der zum Google-Konzern (Alphabet) gehörenden Cyber-Security-Sparte. Chronicle ist noch jung, seit Anfang diesen Jahres erst ein eigenständiges Unternehmen, zuvor ein namenloses Projekt in Alphabets Forschungslabor „X“. Bei Engadget wird Chronicles Entstehungsgeschichte erzählt, in der es natürlich vor allem um die Köpfe dahintert und deren Zusammentreffen geht. Allein, ob Chronicle bislang bereits etwas geleistet hat, also tatsächlich ein sogenannter „Moonshot“ ist, wie es im Hause Google heißt, bleibt offen.

„We shouldn't have to say, 'We'll deal with that when we find out about it.' I wanted to understand how that was happening and make sure that information and intelligence could be applied [at the company].“

Inside Chronicle, Alphabet’s cybersecurity moonshot

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Illa J, Waajeed und Slam

Mix der Woche: Map.ache – LeavingSo kann man ein neues Album auch präsentieren