Leseliste 11. Februar 2018 – andere Medien, andere ThemenQuincy Jones, Antarctica, Mark Zuckerberg und John Perry Barlow

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Michael Jackson LL11022018

Foto: Jesus Belzunce 55/365 via photopin (license)

Quincy Jones

Es gibt Interviews, die sind so unverhohlen offen und ehrlich, dass man eigentlich skeptisch werden sollte. Tom Kummer, ick hör dir trapsen. Produzentenlegende Quincy Jones ist heute 84 Jahre alt. Vielleicht gibt er einfach einen Scheiß auf alles in der Welt und lässt deshalb in diesem Interview mit Vulture noch einmal alles raus. So spricht er darüber, dass Michael Jackson ein Dieb, Cindy Lauper eine künstlerische Katastrophe und die Beatles die schlechtesten Musiker der Welt gewesen sind. Das sind mal Ansagen.

„That they were the worst musicians in the world. They were no-playing motherfuckers. Paul was the worst bass player I ever heard. And Ringo? Don’t even talk about it. I remember once we were in the studio with George Martin, and Ringo had taken three hours for a four-bar thing he was trying to fix on a song. He couldn’t get it. We said, “Mate, why don’t you get some lager and lime, some shepherd’s pie, and take an hour-and-a-half and relax a little bit.” So he did, and we called Ronnie Verrell, a jazz drummer. Ronnie came in for 15 minutes and tore it up. Ringo comes back and says, “George, can you play it back for me one more time?” So George did, and Ringo says, “That didn’t sound so bad.” And I said, “Yeah, motherfucker because it ain’t you.” Great guy, though.“

In Conversation: Quincy Jones

Zu Fuß durch Antarctica

Henry Worsley versuchte 2016 die Antarktis zur durchqueren, allein und ohne Hilfe, als erster Mensch überhaupt. Jeden Tag schilderte er per Satellitentelefon seinen Fortschritt und die aktuelle Situation. Nur wenige Meilen vor dem Ziel musste er aufgeben, wurde ins Krankenhaus geflogen und verstarb. Seine Geschichte ist die eines in einen Traum vernarrten Abenteurers mit unbändigem Willen. Von Kleinauf ist Polarforscher Ernest Shackleton, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte, das lebensfeindliche Terrain zu durchqueren, das Vorbild Worsleys. Auch seine Geschichte und die seiner Gefährten wird hier vom New Yorker ausführlich erzählt. Eine spannende Multimediareportage, deren Lektüre allerdings nicht wenig Zeit braucht.

„On January 19th, after man-hauling through another storm, Worsley was too tired to give a broadcast, and with his frozen hand he scribbled only a few words in his diary, the writing almost illegible: ‚Very desperate . . . slipping away . . . stomach . . . took painkillers.’“

The White Darkness

Mark Zuckerberg - LL11022018

Foto: Facebook

Daumen runter für Zuckerberg

Bei Facebook überlässt man nichts dem Zufall – und macht sich spätestens seit den russischen Fake News im US-Wahlkampf auch mehr Gedanken darüber, die das Unternehmen in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und natürlich auch Mark Zuckerberg. Hier kommt Tavis McGinn ins Spiel. Eigentlich wollte er nur Marktforschung für Facebook machen – bei Google hatte er das mehrere Jahre lang sehr erfolgreich getan. Doch der Job, der ihm schließlich angetragen wurde, drehte sich ausschließlich um Zuckerberg. Jedes Posting, jedes Statement des CEOs sollte von ihm untersucht werden: Wie finden die US-Amerikaner den Chef des Netzwerks? McGinn nahm den Job – und hielt ein halbes Jahr durch. Dann schmiss er hin. Casey Newton porträtiert McGinn und berichtet über eine Firma, in der alles auf den CEO zugeschnitten ist – das ist schlecht für die Unternehmenskultur und verdeutlicht die Fragen exemplarisch, mit denen Facebook tagtäglich konfrontiert wird.

„Even the president of the United States has checks and balances. At Facebook, it’s really this one person.”

Facebook hired a full-time pollster to monitor Zuckerberg’s approval ratings

Die Unabhängigkeitserklärung für das Netz

Vor einigen Tagen starb John Perry Barlow im Alter von 70 Jahren. Barlow war jemand, den man mit Fug und Recht als Internet-Pionier bezeichnen kann. Ein Vordenker, der sich zeitlebens dafür einsetzte, dass das ein Internet ein Ort für Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit, für Gleichheit und Diskussion, ein Ort für, ja, digitalen Humanismus ist und bleibt. Was ist davon heuer geblieben? Herzlich wenig. Was heute herrscht, ist digitaler Kapitalismus. Barlows berühmte „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“ aus dem Jahr 1996 sollte man einfach mal wieder lesen. Vieles mag an ihr überkommen und naiv wirken, aber genau davon könnte die (digitale) Welt heute eine Portion vertragen.

„We are forming our own Social Contract. This governance will arise according to the conditions of our world, not yours. Our world is different.“

A Declaration of the Independence of Cyberspace

Jóhann Jóhannsson ist totDer isländische Komponist wurde nur 48 Jahre alt

Das Filter Infografik: Männer und Frauen bei Olympischen WinterspielenÜber zähe Gleichberechtigung und späte Nachzüglerinnen