Jóhann Jóhannsson ist totDer isländische Komponist wurde nur 48 Jahre alt

Johann Johannsonn Nachruf

Eine sprachlose Huldigung für einen der wichtigsten Musiker unserer Zeit.

Am gestrigen Freitag, den 9. Februar 2018, verstarb der Musiker und Komponist Jóhann Jóhannsson in Berlin – unerwartet für alle Außenstehenden und natürlich viel zu früh. Jóhannsson wurde 48 Jahre alt. Niemand weiß, was passiert ist, es geht auch niemanden etwas an. Die kurz nach dem Bekanntwerden seines Todes veröffentlichten News-Stücke geben nichts her – und das ist auch gut so. Uns bleibt nur die Erinnerung an einen der größten Komponisten unserer Zeit, der es geschafft hat, mit seinen Werken Schritt für Schritt mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich schließlich in den vergangenen Jahren mehr und mehr im Soundtrack-Geschäft Hollywoods verdingte. Diese Auftragsarbeiten hat er nie als schwierig oder gar belastend empfunden – im Gegenteil. Seit dem Beginn seiner Karriere im heimischen Island hat er regelmäßig für Theater- und Tanz-Produktionen komponiert, die Synergie zwischen unterschiedlichen Welten, die doch aufeinander angewiesen sind, hat Jóhannsson motiviert und interessiert. In Regisseur Denis Villeneuve fand er einen freundschaftlichen Partner, mit dem er gemeinsam die Welt von Bild und Ton erkunden konnte – zum Beispiel in Filmen wie Sicario oder Prisoners. Villeneuve war es auch, der ihn mit der Vertonung von Blade Runner 2049 beauftragte – ein Projekt, an dem Jóhannsson jedoch scheiterte. In letzter Sekunde schrieb Hans Zimmer die Musik für den Sequel neu – und genauso klingt sie auch.

Seit seinem ersten Album „Engalbörn“ aus dem Jahr 2002 hat Jóhannsson hingegen immer wieder bewiesen, dass man auch heute noch mit Musik das Unmögliche möglich machen kann. Für viele war und ist das Werk des Isländers einer der wenigen gemeinsamen Nenner, auf die man sich in der immer weiter zersplitternden Welt der Musik einigen kann. Mehr noch: einigen muss. Denn Jóhannsson stand nicht für aalglatten Wohlklang, sondern für kluge und vielschichtige Kompositionen, in denen einen das tiefe Grollen und Abstrakt-Dissonante ebenso mitriss wie die melancholischsten Streicher-Passagen. An den Geschichten Jóhannssons konnte jede Seele andocken.

2016 schien Jóhannsson neu angekommen zu sein. Ein neues Zuhause am Berliner Engelbecken, ein neues Studio auf der Oranienstraße, ein neues Label und ein neues Album. Wenige Monate zuvor hatte er diesem Magazin noch ein Interview gegeben, er schien hoffnungsvoll und voller Tatendrang, mit den immer größeren Projekten zurande kommen zu können. Seine Konzerte zeugten von einer Vision für die Zukunft.

Diese Zukunft müssen wir nun ohne Jóhannsson bewerkstelligen. Einfach wird das nicht.

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