Leseliste: 22. März 2015 - andere Medien, andere ThemenEZB, Branding im Pop, Wissenschaftsjournalismus und 20 Jahre Toy Story

Leseliste Maerz 2015

Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

##Wohlstands-Chaoten
Da hat die „Welt“ aber einen vortrefflichen Kommentator für ihre notorisch reaktionäre Welt-Anschauung reingeholt: Filipp Piatov, Wirtschaftswissenschaft-Student auf Frankfurt, geboren in Sankt Petersburg, kritisiert die Ausschreitungen zur Eröffnung der EZB. Man kann natürlich gegen die Art und Weise sein, wie dort dem Protest Ausdruck verliehen wurde. Man kann aber auch hinterfragen, warum es überhaupt so ein Aufreger ist. Schließlich gelten die Pläne von EZB-Chef Draghi als einigermaßen gewagt. Piatov hätte als Wiwi-Student (hoffentlich) das Wissen für eine Analyse. Das ist aber nicht sein Thema, er schreibt lieber eine rührige Familiengeschichte und leitet aus der These „weil wir als Migranten Deutschland etwas schulden, würden wir niemals Eigentum zerstören“ seine Kritik an denjenigen ab, die ihre „perverse Vorstellung von Gerechtigkeit ausleben“. Das ist hanebüchen. So klar formuliert und doch so verschwurbelt.

„Hätte ich mir ein Auto in Frankfurt erarbeitet, hätten diese Arbeiterlieder singenden Halbstarken es gestern für die Gerechtigkeit angezündet. So, wie sie alles kaputt machten, was die deutschen Steuerzahler in Frankfurt aufgebaut haben.“

Dumme Zöglinge der Wohlstandsgesellschaft

##Branding im Pop
Wie schafft es ein Künstler wie CeeLo Green in einem Jahr 20 Mio. Dollar zu machen, obwohl seine Tonträgerumsätze eher bescheiden sind? Die Antwort liegt wie in den meisten anderen kreativen Lebensbereichen mittlerweile auch im Branding und Marketing. Oder auch „Advertainment“ wie man so schön sagt. Der Musikwissenschaftler Storm Gloor hat im vergangenen Jahr in dem Aufsatz Songs As Branding Platforms? A Historical Analysis of People, Places, and Products in Pop Music Lyrics die jährlichen Top 30 Billboard-Songs von 1960-2013 auf Schleichwerbung und ähnliche Hinweise untersucht. Mal kein journalistisches Stück, sondern was analytisch Wissenschaftliches, was den Aufwand aber durchaus lohnt. Denn so schlecht geht es den großen Popstars trotz fettester Krise ja irgendwie doch nicht. Jetzt hat man eine Ahnung wie das Business dahinter funktioniert.

„Corporations want consumers to assume that rappers name-dropping hamburgers, cell phones, or cars wrote the brands into their lyrics because they love them, not because they were paid.“

Songs As Branding Platforms?

Polarlicht

Foto: Polarlicht via Shutterstock

##Teilchen-Shitstorm
Das neue Wissenschafts-Onlinemagazin Substanz hat sich mit Crowdfunding erfolgreich finanziert und arbeitet mit einer Paywall. Wenn das alles klappen sollte, ist es der wahr gewordene feuchte Traum der digitalen Medienbranche. Quod erat demonstrandum! Das bleibt abzuwarten, man kann sich dank einiger kostenloser Artikel selbst von (der) Substanz überzeugen. Das Layout ist innovativ, es gibt animierte Grafiken, die Geschichten werden persönlich erzählt. „Wissen macht Ah!“ trifft auf „Brand Eins“. Wir empfehlen diese Story: Forscher im Portrait, die sich mit der Veränderung des Magnetfelds der Erde beschäftigen.

„Es ist keine Frage des Ob, sondern nur, wann ein so ein Supersturm uns wieder treffen wird“

Der schwächelnde Schutzschild

Toy Story

photo credit: Buzz via photopin (license)

##Toy Story Revisited
Die Zeit rennt. Der Animations-Film „Toy Story“ verhalf Pixar zum Durchbruch. Das ist jetzt 20 Jahre her. Wenn man sich daran erinnert, wie schnell sich Technologie in diesen letzten zwei Dekaden entwickelt hat, fragt man sich schnell: Wie zur Hölle haben die das damals eigentlich gemacht? Beim SXSW haben Pete Docter und andere Mitglieder des Pixar-Teams auf einer Podiumsdiskussion die Anektoten-Kiste aufgemacht und den Entstehungsprozess des Films Revue passieren lassen. Kein einfaches Unterfangen. Über Server, Angestellte, Disney, Frustration und Buzz Lightyear.

„Wenn wir schon scheitern, dann wenigstens mit etwas, an das wir glauben.“

Toy Story, 20 Years Later

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Kendrick Lamar, Bonobo und Martin Gore

Talkshows unter LangzeitbeobachtungMeinungsmaschine sammelt Daten über Gäste