Fever Ray – To The Moon and BackKarin E. Dreijer Andersson meldet sich mit neuem Video zurück
20.10.2017 • Sounds – Text: Matti HummelsiepAcht Jahre nach ihrem selbstbetitelten Debüt feiert die schwedische Künstlerin Fever Ray ihr Comeback. Das Album „Plunge“ soll noch dieses Jahr erscheinen. Unser Autor Matthias Hummelsiep hat sich den neuen Clip für euch angeschaut.
Karin E. Dreijer Andersson und ihr Soloprojekt Fever Ray sind ein besonderer Fall in der jüngeren Popgeschichte. Noch heute hängen einem jener nebulöse, kühle und ästhetische Synthie-Sound und ihre eigenwillige Stimme in den Ohren. Mit ihrem gleichnamigen Debütalbum ist sie 2009 vor allem bei Kritikern groß durchgestartet und hat europäische Bühnen in mystische Landschaften aus flackernden Lampenschirmen verwandelt. 2016 wurden auf Spotify mehr als 1,3 Millionen Streams von Fever-Ray-Songs verzeichnet, wie Andersson selbst in einem Post verkündete und sich dafür in einem Post bei ihren Fans bedankte. War das vielleicht der Anstoß dafür, neue Musik zu machen? Ist auch eigentlich egal, denn seit ein paar Stunden ist der neue Song „To the Moon and Back“ online und kommt einer Fortsetzung ihres genuin-einzigartigen Sounds nahe: flackernde Synthies, zweideutige Texte, zusammengemixt in wohliger, poppiger Struktur. Im Video zum Song wacht eine Person aus einer Art Kälteschlaf auf, wird durch weitere bunte Gestalten auf eine Fetisch-Tea-Party gebracht, im Loch eines Tisches fixiert. Dann wahlweise gestreichelt, gefüttert, oder angepisst: „First I take you then you take me / Breathe some life into a fantasy / Your lips, warm and fuzzy / I want to ram my fingers up your pussy.“ Aber seht selbst.
In unserer visuell geprägten Welt mit massenhaften Sexbildern ist dieses Video zwar nicht mehr unbedingt schockierend, aber allemal provokant. Und eigentlich geht es dabei auch immer um eine ernste Botschaft. Auch bei ihrem Projekt „The Knife“ (zusammen mit ihrem Bruder Olof) geht es fetischmäßig zur Sache. Doch zeigte sich in den Songtexten des brachialen Albums „Shaking The Habitual“, dass die zwei Geschwister mit gängigen Geschlechterrollen nichts anfangen können und durch ihre Kunst Menschen animieren wollen, sich von diesen gesellschaftlichen Ketten frei zu machen. Eines lässt sich festhalten: Wenn die stets anonym bleibende Karin E. Dreijer Andersson im Spiel ist, wird es konfus und unberechenbar, aber auch elektrisierend und wuchtig schön! Jetzt fehlt nur noch das Album.