Wochenend-WalkmanDiesmal mit Black Marble, Skepta & Mr. Mitch

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photo credit: rhodes via photopin cc

Als wir klein waren, dachten wir: Wer über Musik schreibt, hört den ganzen Tag Musik. Stimmt leider nicht ganz. Vieles fällt unter den Tisch, Hypes werden verpennt oder die Bucketlist mit Platten, die man sich schon immer anhören wollte, wird immer länger. Unsere Redaktion stellt ihr Walkman-Futter für die arbeitsfreien Tage vor. Da darf gerne auch mal was Seltsames, Altes oder vermeintlich Peinliches dabei sein.

Black Marble

##Black Marble - A Different Arrangement
Thaddeus: Auch wenn mich kaum eine Musikrichtung so beeinflusst hat, wie dieser „egale“ New Wave der 80er, bin ich eigentlich ganz froh, dass das nur noch auf discogs.com und von ewig Gestrigen verhandelt wird. Zu denen ich mich ab und an gerne dazuzähle, dann aber gleichzeitig ob der Schlager-Qualitäten erst ordentlich schockiert und dann erschüttert bin. Was hat das alles mit Black Marble zu tun? Vielleicht gar nichts, denn die Band kenne ich eigentlich gar nicht, also auch nicht die persönlichen Hintergründe und Motivationen der Musiker. Dieses Album klingt aber derartig „echt“, dass es auch von 1983 sein könnte und nicht von 2012, als es tatsächlich erschien. Nicht mitbekommen damals. Und vor wenigen Tagen das Cover „getroffen“, im Streaming-Portal meiner Wahl. Schon putzig. Irgendwie. Und auch gar keine schlechten Songs, zumindest zum Teil. Wie man sich aber heutzutage immer noch so an der Vergangenheit abarbeiten kann, ist mit dann doch ein Rätsel. Bestimmt sind die Musiker mächtig stolz darauf, den Sound von damals wieder genau so hinbekommen zu haben. Mit schlechtem Hall, den einfachsten Rhythmen und Basslines, die es nicht mal auf eine Cure-B-Seite geschafft hätten. Und wie ich das hier schreibe, finde ich es immer putziger. Wohl wieder einer meiner ewig gestrigen Tage.

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Skepta Blacklisted

##Skepta - Blacklisted
Benedikt: Rap aus Großbritannien geht international total unter. Das ist unglaublich schade, denn aus UK kommt der progressivste Sprechgesang überhaupt. Die Künstler müssen keinen internationalen Massenmarkt bedienen, stattdessen können sie was wagen, ihr eigenes Ding machen. Solange sich die Wohnung in London bezahlen lässt, ist alles ok. Heraus kommt dann zum Beispiel Dels, Grime-Rap à la Kano - oder eben Skepta. Der wollte Ende 2011 ein Album namens „The Honeymoon“ raushauen, doch das klang anscheinend richtig scheiße. Es wurde niemals veröffentlicht. Stattdessen hat sich Skepta nochmal hingesetzt und Blacklisted geschrieben. Ganz ohne Ansagen vom Labelboss und nach eigenem Gutdünken. Zum Glück, denn das Ergebnis darf ganz locker als eines der besten Rap-Alben 2012 bezeichnet werden. Total verkopft, kritisch mit Substanz, musikalisch wie lyrisch großes Ohrenkino. So gut, dass es nicht mal Tracknamen braucht (die dann später Zwecks Vertrieb doch noch hinzugefügt wurden). „Felt like I was wasting life / Put down the cling film and picked up the mic / For one whole year never got music money or money off white / But I know that Rome weren't built in a day.“

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Mr. Mitch Wochenend-Walkman

##Mr. Mitch - Parallel Memories
Ji-Hun: Das Internet hat ein Problem, man könnte das Ganze „Listitis“ oder auch „Listomania“ nennen. Zum Jahresende gibt es davon bekanntlich besonders viele. Alles muss in Rang und Glied sortiert werden. Das britische Fact Magazine ist in der Hinsicht besonders fleißig. Es gibt Listen zu den besten Labels, Mixtapes, Mixe für umme, Schallplattensammlerstücke, Musikvideos, Tracks, Cover usw. Am besten gefiel mir „The 100 albums/tracks of the decade so far“. Wir haben doch noch 2014, oder? Bei den besten Alben des Jahres machte ich innerlich eine harte Becker-Faust. Kenn ich den Gewinner Sun Kil Moon mit „Benji“ doch gut. Mark Kozelek, du alter Hund. Bei Platz 2 war es mit meinem vermeintlichen Popwissen auch schon vorbei: Mr. Mitch - Parallel Memories. Das Album ist auf Planet Mu erschienen (kenn ich). Sonst habe ich herausgefunden, dass Herr Mitch offenbar zur Speerspitze der aufkommenden Instrumental Grime-Bewegung sein soll. So eine Art Post-Grime, ohne Raps. Das hatten wir vor ein paar Jahren mit Post-Step auch schon mal. Bleibt zu hoffen, dass sich ausnahmsweise einmal ein UK-Hype sustainable zeigt.

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