My Little PonyBerlinale 2018: „Damsel“ von David & Nathan Zellner

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Fotos: © Strophic Productions Limited

Leidende Männer, schießende Frauen und ein sehr kleines Pferd. „Damsel“ ist eine Westernkomödie, die alles anders machen will als im Western üblich.

Ein Fremder kommt in die Stadt. Bindet seinen Gaul an, betritt den Saloon und erkundigt sich nach einem anderen Mann. Viel klassischer kann ein Western kaum beginnen, nur dass der Fremde in Damsel ein wenig anders ist. Anstelle eines Gewehrs hat er eine Gitarre umgeschnallt, Whiskey verträgt er keinen und sein Pferd ist ein Zwergpony – so klein, dass es aus eigener Kraft nicht mal an einen Wassertrog heranreicht.

„Es wird alles genauso beschissen werden, nur auf eine andere Art.“

Damsel ist der erste Western der Zellner Brothers, die bislang mit eher roughem Independent-Kino in Erscheinung traten. Ein Film, der sich offensichtlich vorgenommen hat, Stereotypen des Genres auf den Kopf zu stellen. „Es wird alles genauso beschissen werden, nur auf eine andere Art,“ prophezeit am Anfang ein alter Prediger seinem Gegenüber. Das dürfte wohl programmatisch gemeint sein. Der Wild Wild West von Damsel besteht zwar aus genregerecht mythischen Landschaften. Doch anstatt von raubeinigen Typen werden diese von von jämmerlichen, mitunter idiotischen Gestalten bevölkert. Einer davon ist jener Fremde mit seinem Miniaturpferd, gespielt von Robert Pattinson. Er sucht seine Verlobte, die er in Händen von Kidnappern wähnt und heuert einen alkoholaffinen Priester als Gehilfen an. Der soll nach gelungener Rettung der Geliebten gleich die Trauzeremonie vollziehen. Ein romantischer Plan, der jedoch nicht berücksichtigt, dass die Geliebte gar keine Rettung nötig hat. Samuel entpuppt sich als bald als Stalker, der (s)einer Einbildung hinterhereilt.

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Diesen ersten Teil der Geschichte erzählt Damsel dramaturgisch konzentriert und mit lakonischem Humor, der offenkundig die Filme der Coen-Brüder zum Vorbild hat. Dann aber wechselt das Pony den Besitzer. Statt Samuel müssen nun andere Figuren den Film tragen. Mit diesem Personalwechsel aber geht dem Film plötzlich der Rhythmus verloren – für eine Komödie verheerend. Immerhin übernimmt mit Penolope (Mia Wasikowska) nun eine Frau die Zügel. Eine vernunftbegabte Figur, die Waffen ebenso souverän handhabt wie persönliche Rückschläge. Während die männlichen Mit- und Gegenspieler an ihren biografischen Altlasten verzweifeln, weiß Penelope solche mittels Dynamit einfach aus der Welt zu sprengen.

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Das Vorhaben der Filmemacher, patriarchale Strukturen im maskulin codierten Genre des Westerns umzukehren, scheitert.

Doch eine starke weibliche Figur macht noch keinen feministischen Film. Denn trotz Penelopes Auftritt dominieren Damsel weiterhin die Männer, so dämlich die auch sein mögen. Allesamt sind sie auf der Suche nach einem Neustart, neuen Ideen oder neuer Liebe, machen dabei aber einfach alles falsch. Der Film aber kaut so lange auf ihren Sehnsüchten herum, bis man beinahe noch Mitleid bekommt. Spätestens dann scheitert schlussendlich das Vorhaben der Filmemacher, patriarchale Strukturen im maskulin codierten Genre des Westerns umzukehren. Und so dämmert die zweite Filmhälfte noch eine lange Stunde lang einem erwartbaren Ende entgegen: mit verbrauchtem Witz und einer höchstens halbherzig verfolgten (gesellschafts-)politischen Agenda. Wie sagte der Preacheman am Anfang noch? „Es wird alles genauso beschissen werden, nur auf eine andere Art.“ Genau. Nur das Pony, das ist wirklich süß.

Damsel
USA, 2017
Regie: David & Nathan Zellner

Screenings während der Berlinale

Sa, 17.02., 12:00: Friedrichstadt-Palast
Sa, 17.02., 17:30: Friedrichstadt-Palast
Sa, 17.02.. 21:00: Haus der Berliner Festspiele
Sa, 17.02., 21:30: Toni & Tonino
So, 25.02., 15:30: Berlinale Palast

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