Auf dem Weg: Luise und Ruben, 2006Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte

Auf dem Weg Luise Ruben 14012015 full

Ein Blick zurück, in Freundschaft.

Winter 2006 in Berlin-Kreuzberg. Es hatte geschneit. Die Straßenbahn schlängelte sich den Berg hinunter, in Richtung Friedrichshain. Am Bersarinplatz ist dann Luise zu gestiegen. Irgendwie war immer genug Zeit, sich zu sehen. Man war nie lange allein. Bald fragten Freunde am Telefon „Was machst du“ oder — noch wichtiger — „Wo steckst du gerade“? Single, aber nie allein.

Es waren immer liebe, aufmerksame Freunde bei mir. Ob ich gerade in meiner Wohnung, einem Café, oder einer Bar meine Zeit verbrannte. Natürlich wussten wir, dass diese Zeit bald vorbei sein würde. Wir waren damals schon auf dem Weg und hatten so viel Energie. Heute haben wir viel mehr zu tun und die großen Pläne werden realer, aber sie rücken auch immer ferner. Heute sind wir nicht mehr Single, aber vielleicht immer mehr allein.

Schwer zu glauben, dass da mein Freund Ruben aus dem Mercedes steigt. Er heute stellvertretender Chefredakteur der Magazine „Fräulein“, „Intersection“ und „L’Officiel Hommes“. Luise und ich waren damals auf dem Weg zu ihm. Ich erinnere mich an buntes Licht, Rauch, bekannte Gesichter und gemischte Gefühle. Ruben war damals noch für das neu gegründete Studenten-Fernsehen verantwortlich, Luise eigentlich immer rund um die Uhr als Synchronsprecherin beschäftigt. In der ungemütlichen Kneipe rückten wir näher zusammen. Wie eine kleine Patchwork-Familie.

Normalerweise wurden die Runden damals schnell immer größer. Aus allen Ecken des Freundeskreises strömten die Menschen zusammen. Franz, Marco, Brigitte, Hendrik und all die anderen. Damals blieb es bei uns dreien. Später fanden wir unseren Weg durchs verschneite Kreuzberg, hinein in den weißen Mercedes. Sind wir jeder allein nach Hause? Manchmal wünsche ich mir, noch mal all diese Möglichkeiten vor mir zu haben.

Aber eigentlich bin ich sehr froh, dass wir es irgendwie geschafft haben. Vor allem Freunde zu bleiben.

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.

Letzte Woche hielt Fabian bei einem Kuss einfach drauf.

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