Ravegeschichte: 25 Jahre 1992Heute: „I Need Your Love“ von N.R.G.
9.3.2017 • Sounds – Text: Jan-Peter Wulf1992 war das große Jahr von UK-Rave, Breakbeats und Hardcore. Das-Filter-Redakteur Jan-Peter Wulf stellt euch in seiner Kolumne die Stücke vor, mit denen ein Undergroundphänomen zum Chartbreaker-Lieferant wurde. Eine kurze, aber spannende Zeit, die vor 26 Jahren begann und vor 24 Jahren schon fast wieder zu Ende war. Dieses Mal geht es um „I Need Your Love“ von N.R.G.
„I neeeeed your lovin' like the sunshine“
„Everybody's gotta learn sometime“
„One, two, three, four!“
Hach. Eine große Nummer des Jahres 1992: „I Need Your Love“, produziert von N.R.G., der mit bürgerlichem Namen Neil Gavin Rumney heißt. Die Basis des einprägsamen Samples – neben den Vocals auch das leicht glasige E-Piano am Anfang – ist „Everybody's Got To Learn Sometime“ von The Korgis aus dem Jahr 1980. Ein grandioses Stück. Tiefer Bass (gutes Rave-Basismaterial), durchdringende Strings, eine flehende Stimme – und N.R.G. macht aus dem getragenen Softrock fixen Hardcore, klatschender Breakbeat verdoppelt das Tempo, macht die männliche Stimme weiblich, packt die Mickymaus dazu. Achtziger-Jahre-Engtanz raus, rein ins Neunziger-Warehouse, her mit den Poppers. One, two, three, four! Auch die anderen Stücke der E.P., auf der „I Need Your Love“ erschienen ist, sind richtig schöne Retro-Tools.
Die The-Korgis-Ballade wurde indes nicht nur fürs schnellere Feiern umgebaut, sondern mannigfaltigen Cover-Versuchen unterzogen – von Army of Lovers über Beck (beste Variante, das ist nicht überraschend) bis zu Yazz und Zucchero. Als Korgis-Cover wird auch die Version von Baby D aus dem Jahr 1995 aufgeführt. Hierbei handelt es sich aber beinahe schon um ein Cover-Cover, denn den erfolgreichen Dance-Act (der mit „Let Me Be Your Fantasy“ 1994 auch Ravegeschichte schrieb) dürfte neben dem Original auch die N.R.G.-Version inspiriert haben. Was immer wieder zu Verwechslungen führte. Ob es N.R.G. gekümmert oder gar gewurmt hat – wir wissen es nicht. Von ihm war danach nicht mehr besonders viel zu hören. One-Hit-Rave-Wonder. Diverse Remixes hat sein Stück dann aber noch bekommen, von CJ Bolland und Mike Ink zum Beispiel, also Wolfgang Voigt, der dem fragilen Motiv so dermaßen seinen Acid-Gabber-Bassdrum-Stempel aufdrückt, dass es weh tut. Aber so ist das eben mit echtem Hardcore.