Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Ratking - So It Goes
Thaddeus: Erfreulich wenig fuckdickbitchpussytitty, dafür New Yorker Trance-Eierei. Auch wenn das Album in Sachen Produktion nicht wirklich mit anderen aktuellen HipHop-Platten mithalten kann – das ist eigentlich ja eine gute Sache, und: Das Vinyl soll deutlich anders und besser klingen – werden die Tracks von einer Art unsichtbaren Klammer engtanzig zusammengehalten. Irgendwo zwischen Verzweiflung und gnadenlos positivem Voranstürmen rappt Ratking den zwischen Historizität und Zukunft changierenden Instrumentals entgegen, hält dabei aber immer respektvollen Abstand zum bunt schimmernden Klang-Wandteppich. Dieser bewusst gewählten Abstraktion begegnete ich zum letzten Mal bei Manuvers oder Algorithm und das ist nun wirklich lange her. Und diesen Zeitsprung hört man auf „So It Goes“. Wo auch sonst könnte die Zeit schneller vergehen als in New York?
##Hauschka - 2.11.14 (Live)
Ji-Hun: Jeder, der einmal den Pianisten und Komponisten Hauschka live gesehen hat, weiß, was für ein großartiger Musiker und auch Entertainer Volker Bertelmann ist. Nun ist sein Live-Album „2.11.14“ erschienen, das im vergangenen Jahr in Japan aufgenommen wurde und zwei lange ausufernde Improvisationen beinhaltet. Die lose Basis ist hierbei sein letztes Album „Abandoned City“. Es ist noch immer faszinierend, wie er seine uneitle Einmannshow mit Klavier so perfekt und mit unfassbaren Sounds inszenieren kann. Gerne wird Hauschka als Schnittstelle zwischen Elektronik, Klassik und cineastischem Soundtrack verstanden. Eigentlich, das wird auch hier mal wieder klar, hat er sich seine ganz eigene Liga und Kosmos geschaffen.
##Helmut Schmidt/Giovanni di Lorenzo - Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt
Benedikt: „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“ war über mehrere Jahre hinweg ganz sicher eine der schönsten Kolumnen, die die deutsche Pressewelt zu bieten hatte. Ein erster Blick ins Zeit-Magazin galt immer der letzten Seite, auf der sich das wöchentliche Gespräch zwischen Zeit-Chef Lorenzo und Altkanzler Schmidt befand. Nach Erscheinung der Interviews als Buch, gibt’s das Hörbuch mittlerweile bei Spotify. Und das taugt mit spannenden Themen und Kurzweiligkeit perfekt für zwischendurch. In zweieinhalb bis dreieinhalb Minuten handeln die beiden ganz große, aber auch ganz kleine Sachverhalte ab. Da geht es mal um Atompolitik und mal um das erste Wiedersehen mit Loki nach dem Zweiten Weltkrieg. Natürlich bleibt in der Kürze der Zeit die inhaltliche Tiefe hier und da auf der Strecke. Das macht die Gespräche aber nicht weniger interessant. Zumal man Schmidt dank Witz, Schlagfertigkeit und ausgezeichneter Rhetorik den ganzen Tag zuhören könnte.