Manipulation als KönigsdisziplinSo gewinnt Donald Trump jede Debatte

Donald Trump Rhetorik

Bild: Screenshot

Nie war ein Phrasendrescher erfolgreicher. Donald Trump dominiert jede Debatte, jedes Interview, einfach jede Situation, in der ein Kameramann anwesend ist. Und das ohne jegliche Substanz auf der inhaltlichen Ebene, stattdessen mit geradezu idiotischen Aussagen. Man möchte ihn für einen Trottel/Spinner/Verrückten halten, doch das wäre ein gewaltiger Trugschluss. In der Analyse seiner Kommunikation zeigt sich nämlich, dass jeder Satz, jede Geste und jeder abfällige Gesichtsausdruck perfekt platziert ist. Donald Trump ist ein Profi der Manipulation und hat erkannt, dass Form weit wichtiger als Inhalt ist – zumindest wenn es um Stimmenfang geht.

##Mit dem Satzbau eines Viertklässlers zur Präsidentschaftskandidatur
Auf der sprachlichen Ebene befolgt Trump letztendlich nur eine Handvoll Regeln, diese aber mit einer beeindruckenden Konsequenz: Kurze Wörter, immer der gleiche, einfache Satzbau, ständige Wiederholungen, die Nutzung des Imperativ und suggestiver Formulierungen. Und immer wieder Wiederholungen. Das macht Donald Trump zum geborenen Vertriebler, allerdings auf der großen politischen Bühne statt mit dem Vorwerk-Koffer vor der Haustür. Die folgende Analyse einer einzigen Antwort auf eine Frage von Jimmy Kimmel bringt Donald Trumps Frage- und Antwort-Taktik auf den Punkt.

Eine Minute Redezeit, 220 Wörter. Davon sind 172 einsilbig, 39 zweisilbig, 4 dreisilbig (darunter zwei Wiederholungen) und 2 viersilbig – wobei das Wort „temporary“ verschluckt wird.

Damit befindet sich der potenzielle, zukünftige, republikanische Präsident der USA auf dem sprachlichen Level eines Neunjährigen. So geht Politik:

„Look at Paris. Look at what happened in Paris. (…) Look at what happened in Paris. Look at what happened last week in California.“

##Ausnahmslos im Mittelpunkt
Nun sind die Fernsehdebatten der republikanischen Kandidaten mehr als bloßes Frage-Antwort-Spiel. Hier ist deutlich mehr Interaktion gefragt: mit den Moderatoren, den Zuschauern (vor Ort und am TV) und nicht zuletzt mit den konkurrierenden Kandidaten. Aber Trump beherrscht dieses Spiel wie kein anderer: Wird er von den Zuschauern ausgebuht, bringt er sie zum Lachen. Macht Jeb Bush einen Witz, geht Trump mit: „That was a good one, Jeb.“ Unterbricht er jemanden, wirft er demjenigen wenige Sekunden später vor, ihn zu unterbrechen. In jeder Situation behält er die Kontrolle und dominiert die Bühne, indem er bestimmten Regeln folgt:

Erzeuge Angst. Benutze Buzzwords. Lügen schaden nicht. Sei witzig. Schaue nie in Richtung Konkurrenz, wenn sie spricht. Stattdessen lieber abschätzig nach vorn. Stelle dich immer als Gewinner dar. Male nur Schwarzweiß. Tu so, als ob du von allen geliebt wirst. Tu so, als könntest du alles. Tu so, als seist du bereits Präsident! Und zuletzt: Wende all diese Regeln gnadenlos konsequent an.

Wie das Ganze in der Praxis aussieht, zeigen diese zwölf Minuten:

What about Content?

Doch neben all der Manipulation und der reinen Form seiner Darbietung, bleibt letztendlich die Frage: Glaubt Trump selbst an das, was er sagt?

Wir wissen es nicht mit Sicherheit, aber es spricht Einiges dafür, dass dem nicht so ist. Trump hat sich vor gut zehn Jahren noch eher als Demokrat gesehen, denn als Republikaner. Tatsächlich hat er bis zum Beginn seiner Kandidatur noch die Abtreibung unterstützt, er war gegen den Irakkrieg, hielt Bill Clinton für den besten, George W. Bush für den schlechtesten aller US-Präsidenten. In Sachen Steuerpolitik ist er immer noch eher Demokrat, als Republikaner. Und gerade erst hat die Debatte um seine Authentizität neues Feuer bekommen. In einem Gespräch mit der New York Times soll sich Donald Trump nämlich ganz anders zum Thema Immigration geäußert haben, als in den Debatten und Interviews des Vorwahlkampfes – allerdings off-the-record. Natürlich wurde er in der darauffolgenden Debatte damit konfrontiert. Wie er reagiert hat? Na ganz Trump-like eben:

„I’ve never seen a successful person who wasn’t flexible and who didn’t have a certain degree of flexibility. You have to be flexible because you learn.“

Endlich! Vinyl bald auch in HDBesserer Klang, längere Spielzeit, aber geht das überhaupt?

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Solar Bears, Ishmael und Baauer