Videopremiere: Dominik Eulberg – Elfenbein-FlechtenbärchenAb ins Eis

Ein Schmetterling so zart und fragil wie unser Ökosystem.

Ein tosender Fluss umgeben von Eis. Silberglänzende Wasseradern, tiefstehende Sonne, dazu fein klimpernde, flatterhafte Minimalklänge. Das ist „Elfenbein-Flechtenbärchen“. Dominik Eulberg hat ein neues Video. Und der Namensgeber? Ein kleiner, wunderschöner Nachtfalter mit elfenbeinfarbenen Vorderflügeln, auf denen zwei kleine, dunkle Punkte zu sehen sind. Die Flügel umgeben hellgelbe Fransen wie einen Saum. Den kleinen Falter kann man in ganz Europa finden, am besten in Moorwiesen, Torfbänken oder Waldrändern mit viel Gebüsch. „Elfenbein-Flechtenbärchen“ ist einer von zwölf Tracks von Eulbergs neuem Album „Mannigfaltig“.

Damit möchte er uns alle sensibilisieren. Und zwar nicht für die Musik, sondern für die Natur. Wenn er über ihre Schönheit und Vielfalt spricht, wird schnell deutlich, wie sehr ihm all die Tiere und Pflanzen am Herzen liegen. Dass viele Menschen momentan eher achtlos mit ihr umgehen, macht den DJ aus dem Westerwald wütend. Seine Stimme wird lauter, er flucht und spricht mit Nachdruck. Eulberg ist es sehr ernst. Mit der Natur und mit der Musik. Deshalb hat er sich auch acht Jahre Zeit gelassen, bevor er wieder ein Album produziert hat. Der Auslöser sei ein Spaziergang durch die heimischen Wiesen und Wälder gewesen, erzählt er, bei dem er nacheinander den Siebenschläfer, den gelben Schmetterling „Goldene Acht“ und den martialischen „Neuntöter“ gesehen hatte. Auf dem Album vereinen sich zwölf Tracks, sie tragen heimische Tiernamen, die die jeweiligen Zahlen beinhalten – wieder ein Zeichen für Artenvielfalt. Nach acht Jahren Winterschlaf will Eulberg mit „Mannigfaltig“ auch sich selbst abbilden, seine eigenen Farben zeigen und seine Liebe und Begeisterung für die Natur ausdrücken. Dass seine Musik sich dabei nicht in Genre-Schubladen stecken lässt, ist Eulberg ganz recht: „Früher war Techno ein unbeschriebenes Blatt, jetzt wird alles aufgefressen vom Kapitalismus.“ Er selbst ist schon viele Jahre dabei und weiß, wie der Hase läuft, da kann er sich auch zynische Kritik leisten. Eulberg versteht sich selbst zunächst als Ornithologe, der mit Mitteln der Musik seine Botschaft überbringt. Sein Album ist eine Hommage an die Natur. Zu den Tracks veröffentlicht Eulberg nun nach und nach aufwendig produzierte Naturvideos, sie untermalen die gepriesene Vielfalt und Schönheit der Natur, wie kleine, filigrane Glühwürmchen.

Dominik Eulberg ist zur Zeit auf Tour:
5. Oktober – Genf (CH), audio / 11. Oktober – Dortmund, JunkYard / 12. Oktober – Wals (AT), Kantine Salzburg, 18. Oktober – Amsterdam (NL), ADE, Pllek Live Stage / 19. Oktober – Ruigoord (NL) / 26. Oktober – Lyon (FR), Bellona / 1. November – München, Harry Klein / 2. November – Hamburg, Uebel und Gefährlich / 8. November – Münster, Fusion Club / 16. November – Geiselwind, Musichall / 22. November – London (UK), Nightales

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