Mix der Woche: Arandel – Bog Bog, The Electronic Ladyland Mixtape55 Tracks von 35 Frauen in 45 Minuten

MdW-092016-Arandel

Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier kümmert sich ausschließlich um Komponistinnen, die mit ihrer Arbeit der elektronischen Musik zu ihrer heutigen Bedeutung verholfen haben.

Es gab eine Zeit, in der Frauen in der elektronischen Musik eine entscheidende und prägende Rolle spielten. Daphne Oram, Laurie Anderson, Delia Derbyshire oder Laurie Spiegel zum Beispiel, allseits geschätzte Komponistinnen, Klangforscherinnen, Pionierinnen, die in jeweils unterschiedlichen Zusammenhängen die Oszillatoren, Bandmaschinen und schrankhohe Hall-Apparaturen nicht nur gezähmt, sondern ihnen auch Bedeutung gegeben haben. Auch wenn ihre Arbeit – und die all der anderen Komponistinnen – heute vielerorts noch als wichtige Einflüsse genannt werden, spielen sie doch in der tagtäglichen Wahrnehmung keine messbare Rolle mehr. Ihr Werk gerät mehr und mehr in Vergessenheit, das Patriarchat der DJ-Kultur hat gewonnen.

Mit ihrem Mix „Bog Bog, The Electronic Ladyland Mixtape“ treten Arandel an, die Erinnerungen an die Heldinnen der elektronischen Musik aufzufrischen. Ein wichtiges und überfälliges Statement. Und bei Arandel auch genau richtig aufgehoben. Denn Arandel verweigern sich der modernen Technik, arbeiten bei ihrer eigenen Musik ohne MIDI, ohne digitale Reproduzierbarkeit. Ganz und gar basic eben, genau wie viele der «grandes dames» auch gearbeitet haben, aus der Not heraus arbeiten mussten, weil Dinge eben erst erfunden werden müssen, bevor sie im Studio installiert werden können.

Eine intensive Reise durch die Zeit. Da ist es keine Überraschung, dass das Kollektiv von Arandel – die Identitäten der Mitglieder sind nicht bekannt – anderthalb Jahre an diesem Mix gearbeitet haben. Es galt nicht nur umfangreiche Recherche zu betreiben, sondern auch etwaige gegenseitige Einflüsse aufzuspüren und abzubilden. Ein musikalisches Lehrbuch, vollgepackt mit sonischen Entdeckungen aus Zeiten, in der einem keine technischen Hilfsmittel bei der Arbeit an Musik unter die Arme griffen.

Ein Interview mit Arandel zum Mix findet ihr bei Infiné, ihrem Label.

##Tracklisting

  1. Glynis Jones : Magic Bird Song (1976)
  2. Doris Norton : Norton Rythm Soft (1986)
  3. Colette Magny : « Avec » Poème (1966)
  4. Daphne Oram : Just For You (Excerpt 1)
  5. Laurie Spiegel : Clockworks (1974)
  6. Pauline Oliveiros : Bog Bog (1966)
  7. Megan Roberts - I Could Sit Here All Day (1977)
  8. Suzanne Ciani : Paris 1971
  9. Laurie Anderson : Tape Bow Trio (Say Yes) (1981)
  10. Glynis Jones : Schlum Rooli (1975)
  11. Ruth White : Mists And Rains (1969)
  12. Wendy Carlos : Spring (1972)
  13. Ann McMillan : Syrinx (1978)
  14. Delia Derbyshire : Restless Relays (1969)
  15. Maggi Payne : Flights Of Fancy (1986)
  16. Else Marie Pade : Syv Cirkler (1958)
  17. Daniela Casa : Ricerca Della Materia (1975)
  18. The Space Lady : Domine, Libra Nos (1990)
  19. Johanna Beyer : Music Of The Spheres [1938]
  20. Maddalena Fagandini : Interval Signal (1960)
  21. Eliane Radigue : Chryptus I (1970)
  22. Ruth White : Owls (1969)
  23. Ursula Bogner : Speichen (1979)
  24. Beatriz Ferreyra - Demeures Aquatiques (1967)
  25. Doris Norton : War Mania Analysis (1983)
  26. Tera De Marez Oyens : Safed (1967)
  27. Daphne Oram : Rhythmic Variation II (1962)
  28. Mireille Chamass-Kyrou : Etude 1 (1960)
  29. Laurie Spiegel : Drums (1983)
  30. Teresa Rampazzi : Stomaco 2 (1972)
  31. Teresa Rampazzi : Esofago 1 (1972)
  32. Suzanne Ciani : Fourth Voice: Sound Of Wetness (1970)
  33. Ursula Bogner : Expansion (1979)
  34. Alice Shields : Sacrifice (1993)
  35. Megan Roberts and Raymond Ghirardo : ATVO II (1987)
  36. Laurie Anderson : Drums (1981)
  37. Doris Hays : Somersault Beat (1971)
  38. Lily Greenham : Tillid (1973)
  39. Ruth Anderson : Points (1973-74)
  40. Pril Smiley : Kolyosa (1970)
  41. Catherine Christer Hennix : The Electric Harpsichord (1976)
  42. Joan La Barbara : Solo for Voice 45 (from Songbooks) (1977)
  43. Slava Tsukerman, Brenda Hutchinson & Clive Smith : Night Club 1 (1983)
  44. Monique Rollin : Motet (Etude Vocale) (1952)
  45. Sofia Gubaidulina : Vivente – Non Vivente (1970)
  46. Ruth White : Spleen (1967)
  47. Doris Hays : Scared Trip (1971)
  48. Daphne Oram : Pulse Persephone (Alternate Parts For Mixing)
  49. Maggi Payne : Gamelan (1984)
  50. Laurie Spiegel : The Unquestioned Answer (1980)
  51. Ursula Bogner : Homöostat (1985)
  52. Wendy Carlos : Summer (1972)
  53. Suzanne Ciani : Princess With Orange Feet
  54. Pauline Oliveiros : Poem Of Change (1993)
  55. Suzanne Ciani : Thirteenth Voice: And All Dreams Are Not For Sale (1970)

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