FrequenzfilterFür euch gesammelt: die besten Features, Podcasts und Videos aus dem Netz

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Aus der Redaktion: ständig neue Tipps auf die Ohren und Augen. Kleine Sterne aus dem Äther/Netz für unterwegs und für die Couch.

Broken Record: Richard Russell & Rick Rubin

Der Chef von XL Recording gehört zweifellos zu den spannendsten Charakteren im Label-Business. Von MIA bis FKA Twigs, von Tyler, the Creator über King Krule bis White Stripes, von The Prodigy und SL2 zu Adele - unter anderem wohlgemerkt. Unter der Führung von Richard Russell wurde aus dem brit. Rave Imprint eines der bedeutendsten, vielleicht das bedeutendste Indie-Label der (westl.) Welt. Im Gespräch mit Rick Rubin geht's um die XL-Ursprünge, (Pop-) Musik grundsätzlich - und natürlich um jede Menge Songs, Platten, Musiker und Labels. Spaß macht das Zuhören auch deshalb, weil mancher Sager Rubins auf das gänzlich andere Verständnis Russells kracht oder vice versa.

„So XL released program-based electronic music. It is the precursor of EDM. Could we say that?“
„Well.. Mh... Mh... Mh... I mean...“

„I think Diplo and Maya was a bit of a two-alphas combination. That wasn't gonna last forever. But it was fireworks.“
Richard Russell

Dass es dem Podcast nicht an Tiefe fehlt und diese beiden Erfahrungsschätze genug interessante Geschichten hergeben, dürfte sich angesichts der Persönlichkeiten, zumal seit langem miteinander befreundet, von selbst erklären.

Roger Linn on More Expressive Electronic Music

Erst entwickelte er den Drumcomputer Linn LM-1 und dessen berühmte Nachfolger, dann heuerte er bei Akai an und kreierte die erste MPC 60. Roger Linn hat zweifellos was auf dem Kerbholz. Und doch mag er es eigentlich viel lieber organisch, hält das echte Anschlagen der Gitarrensaite für unersetzbar, wie er in Folge 146 des Music Production Podcast verrät. Guter Produzententalk mit der Drumcomputer-Legende.

The British couple that cost Google 2,1 billion

Google verdient massig Geld mit Werbung neben Suchergebnissen. Doch das reicht „don't be evil“ anscheinend nicht. Am Ranking der eigenen Webseite erkannte ein britisches Paar, dass man auch Suchergebnisse selbst zu monetarisieren und somit massiv zu beeinflussen intendierte. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit mit dem Giganten. Und am Ende sagte die EU-Kommission: Die beiden haben recht. Ein Gespräch mit zwei bemerkenswerten, weitsichtigen Menschen.

Bass is Boss: die Kultur der tiefen Töne

Hier geht es weniger um das Bumm-Bumm der Basstrommel, sondern wie der Bass die Melodie für Millionen geworden ist. Was ist die Kunst des perfekten Basslaufs in der Kirche und im Club, im HipHop und im House? Musikhistoriker und elektronische Produzenten wie Justus Köhncke gehen auf Spurensuche vom Basso continuo bis zum Wobble.

Kosovo Highway – wie eine EU-Mission Korruption ignorierte

Der Kosovo braucht alles Mögliche, aber eine Autobahn nach Albanien nicht. Der unnötige Prestigebau, am Ende fast doppelt so teuer wie geplant, ist ein Beispiel für Korruption unter Mitwirkung der EU und der USA, deren ehemaliger Botschafter vor Ort sogar zum Unternehmen wechselte, das die nächste Autobahn legte. Und auch die Familie Erdogans verdient am Asphalt kräftig mit. Dokumentation einer Farce.

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Nazif und der Silberne Bär

Für seine Selbst-Darstellung in Danis Tanovićs halbdokumentarischem Film „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ erhielt Nazif Mujić, Rom aus Ostbosnien, 2013 den Silbernen Bären der Berlinale und wurde über Nacht zum Star. Kurzfristig veränderte sich sein Leben, langfristig nicht, wie dieser Reportage zu entnehmen ist. Seinen Bären verkaufte er, um an Geld zu gelangen, am 18. Februar 2018 ist er verarmt gestorben.

Maggie Haberman

Sie kommt an Donald Trump so dicht ran wie sonst kaum ein Journalist: Maggie Haberman von der New York Times. In diesem Gespräch berichtet sie, wie Trump wirklich tickt, warum ihn viele falsch „lesen“ und weshalb die Berichterstattung einen anderen Blickwinkel braucht. Sehr aufschlussreich.

Immer Don Quijote, niemals Sancho Pansa

Was bedeutet es eigentlich, ein wahrer Reaktionär zu sein? Woher die Weltanschauung, wieso das Verhalten? Losgelöst von aktueller Politik, skizziert dieser unterhaltsame Beitrag das Wesen – nostalgisch, sein Leben träumend, den spielerischen Aufstand gegen das Moderne wagend, unbelehrbar und antidiskursiv. Sein Gegenpart ist der Hipster, der als „Gegenwartsamöbe“ auch sein Fett weg kriegt. Tolles Essay.

Die zwei Gesichter der Telekom

Auch wenn der Kundenservice zu wünschen übrig lässt: Über die Telekom als Arbeitgeber hört man eher wenig Kritik. Aber: In den USA, wo die Telekom sich stark engagiert, sieht es ganz anders aus – hier werden Mitarbeiter zu niedrigen Löhnen beschäftigt, Sicherheiten im Krankheitsfall gibt es kaum. Und wer sich dagegen wehrt, fliegt. Magenta und der Manchesterkapitalismus.

Der Scharfschütze

Ein Bundeswehrsoldat mit schwieriger niedersächsischer Kindheit wird zum gutbezahlten Sniper auf Frachtschiffen mit der Mission, Piraten abzuwehren, und landet dann als Auftragskiller im Drogenmilieu. Waffen und Muskeln, Sexappeal und Geld, Verhaftung und Knast. Eine spannende Reportage.

(Leider nicht mehr per Direktlink abrufbar.)

Digital first? Ein Mindset für den Wandel

Nicht die Zukunft ist digital, die Gegenwart ist es. Wir wissen gar nicht mehr, wie sehr uns Smartphones, Apps, Selbstoptimierung und Co. bereits dominieren, beruflich wie privat, und wie sehr es ein neues Denken im Umgang mit diesen Tools braucht. Dieser Beitrag meckert nicht wie so viele andere, er lotet neue Sichtweisen aus.

(Leider nicht mehr per Direktlink abrufbar.)

Mute: A Visual Document Q&A

Passend zur Veröffentlichung des Buchs „Mute, die Geschichte eines Labels“ – unsere Rezension findet ihr hier, haben sich einige Protagonisten der einflussreichen Plattenfirma in London zu einem Talk getroffen: Chef Daniel Miller, Artdirektor Paul A. Taylor und Anton Corbijn: Fotograf, Filmemacher und Regisseur, der Bands wie Depeche Mode jahrelang visuell begleitet hat. Hörenswert.

Mute Buch lede

Drifting Away – Von Schlaf und Traum

Eine fünfteilige Reihe widmet der Deutschlandfunk in seiner Sendung „Freistil“ dem Schlafen: Sie beginnt mit Schlafliedern, befasst sich mit der Kunst des entspannten Einschlafens, begleitet luzide Träumer und beschäftigt sich schließlich mit ungeliebten Albträumen und der Schlaflosigkeit.

Überblick zur ganzen Reihe

40 Jahre Deutscher Herbst

Mit dem Jahr 1977 ist der Begriff „Deutscher Herbst“ eng verbunden. Es ist das Jahr des Terrors, der Anschläge, der Entführungen von Hanns-Martin Schleyer und der „Landshut“. Eine zweiteilige Reihe blickt zurück: die Vorgeschichte und der Höhepunkt der Terrorwelle wird hier diskutiert.

mikrofon

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Das Mikrofon

Nicht nur für Audionerds interessant: Wie funktioniert eigentlich so ein Mikrofon und was macht den qualitativen Unterschied aus? Ein Einführung in der Welt der Kondensator- und Bändchenmikrofone, der Elektretkapseln, der Phantomspeisung, der Piezoeffekte und der Membranenfertigung.

rinneberg

Das Buch ist bei Patmos erschienen.

17 Jahre Erinnerung weg

Mit 17 stürzt Max Rinneberg, danach ist sein Gedächtnis weg. Er kennt seine Familie nicht mehr, seine Freunde nicht, weiß nicht, was er als Kind getan hat und weiß nicht, wer er ist. Schrecklich. Beim Sich-Wieder-Kennenlernen stellt er fest: Steuerfachangestellter und Laufsportler will er nicht mehr sein, seine CDs findet er doof. Er wird Bartender und Sommelier. Im Gespräch über seine Story und sein Buch darüber.

stress

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Stress: Eine Belastungsprobe

Robert Pfaller ist einer der spannendsten Philosophen im deutschsprachigen Raum, er hat unter anderem das Theoriemodell der „Interpassivität“ gebaut. Hier spricht er über Stress in der spätkapitalistischen Gesellschaft: in der Agentur, in der Uni, in der Freizeit. Eine humorvolle Suche nach dem Glück und nebenbei ein schöner Diss gegen modernes Studieren und Achtsamkeitswandern.

felix jaehn

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DJ killed the Popstar

Es nützt ja nichts, dass wir bei Das Filter EDM total scheiße finden. Man muss akzeptieren: Viele finden es gut und mögen auch die Art und Weise, wie das Genre die Funktion des DJs endgültig zum Popstar hin gedreht hat. Vom Vinyl zum Playback-Set, vom dunklen Club zu Feuerwerk und Länderflaggen. Ein Feature mit Tiesto, Felix Jaehn, Westbam, Michael Mayer, Heiko Hoffmann und weiteren Protagonisten der alten und der neuen Welt.

Der wahre VW-Skandal

Der „Abgas-Skandal“ kostet Volkswagen Milliarden und kratzt gehörig am Image. Doch das, was das Unternehmen in seinem Auslandswerk in Brasilien einst tat, gerät dabei aus dem Blickfeld. Dabei handelt es sich hier, sofern sich der Verdacht erhärtet, um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Mitarbeiter, die sich politisch gegen die Militärdiktatur (ab 1965) engagierten, wurden an das Regime verraten und mussten Haft und brutale Folter erleiden. Es sollen sogar Militärs auf dem Gelände tätig gewesen sein. Der Historiker, der im Auftrag des Unternehmens Licht in die dunkle Geschichte bringen soll, hat seinen Hut genommen. Was ist los in Wolfsburg?

Die Neue Deutsche Welle

Das, was NDW der Nachwelt hinterlassen hat, ist pures Grauen. Schlagerpop für Babyboomer, die auf NDR2-Partys zu Markus, Hubert Kah und Co. abhotten. Aber wie fing das an, was ist passiert? Dieser Beitrag geht zurück zu den Anfängen eines deutschen Popphänomens, das sich anfangs noch an Punk abarbeitete – und auch einige tolle Songs hervorbrachte – und sich binnen weniger Jahre selbst ausverkaufte.

Die Kraft der Reduktion

Wer mit Techno aufgewachsen ist, dem wohnt das Prinzip des Weglassens und der Wiederholung inne. Doch lange vor dem so genannten Minimal Techno gab es schon die Minimal Music mit Protagonisten wie Steve Reich oder Philip Glass, und auch in anderen Formen der Kunst, man denke an Bilder von Yyes Klein oder Piet Mondrian, wurde und wird das Prinzip angewendet. Ein auditiver Überblick.

Der einsame Tod des Herrn D.

Dass Menschen sterben und wochen-, monate- oder gar jahrelang in ihrer Wohnung liegen, passiert laut einem in diesem Beitrag zu Worte kommenden Gerichtsmediziner alles andere als selten. Herr D. saß fünf Jahre tot auf seinem Sofa. Der Beitrag geht seiner Geschichte nach und es stellt sich heraus: Der Mann, der einsam starb, war zu Lebzeiten sogar mal portraitiert worden.

tanteju

photo credit: Martin Wippel Junkers Ju-52 D-AQUI via photopin (license)

Bedrohte Klänge, ausgestorbene Geräusche

Wie klingt eigentlich die „Tante Ju“? Eine alte Kaffeemühle, eine Rechenmaschine? Wenn Technik ausgemustert wird, geht irgendwann auch ihr Geräusch verloren. Wenn Tiere aussterben, verstummt ihr Ruf für immer. Die akustische Archäologie sucht nach alten Klängen und Projekte wie „Conserve The Sound“ zeichnet sie für die Nachwelt auf.

vladi

The Other Mr. President

Es gibt dieses Land, eine Weltmacht, die hat einen tyrannischen Präsidenten. Nein, das andere. Der andere Präsident. Es könnte sein, dass er mit Anschlägen auf die eigene Bevölkerung an die Macht gekommen ist (nichts Genaues weiß man nicht). Fakt ist, dass sein Regime(nt) einen Krieg angezettelt, ein Territorium okkupiert und Gegner aus dem Weg geräumt hat, von Oppositionellen bis zu Journalisten. Und dann ist da noch Syrien. Doch sein Volk liebt ihn, weil Russland unter ihm prosperiert. Pecunia non olet galore. Eine Dokumentation zum Kopfschütteln, inklusive medialem Zeremonienmeister für den Oligarchen, für den alles nur ein großes Spiel ist. Verrückt.

zypern

photo credit: k_tjaaa Blick über Nikosia via photopin (license)

Der Fall, der keiner war

Kannste dir nicht ausdenken: Ein polnischer Arbeiter zieht vor Gericht. Auf EU-Level will er seinen Ex-Arbeitgeber, ein Jobvermittlungsunternehmen, verklagen. Die Firma kommt aus Irland, sitzt aber auf Zypern, die klagende Kanzlei befindet sich in Belgien. Es ist kompliziert. Das Beste aber: Bogdan Chain, der Arbeiter, weiß gar nichts von der Klage, seiner Klage. Das Verfahren wird trotzdem auf die Bahn gebracht. Eine irrwitzige Story aus dem EU-Paragraphendschungel, über die man lachen könnte, wäre sie nicht so traurig für die Familie des „Klägers“. Auch auf Englisch (Original) verfügbar.

Falk Schacht im Portrait

„Ich bin wie die Volksbank. Ich mache den Weg frei.“ Sagt Falk Schacht, einer der bekanntesten HipHop-Journalisten des Landes. Ein unterhaltsames Gespräch über Hannover und Burnout, großes Selbstbewusstsein und kleine Penisse, über Kindbleiben und warum es scheiße ist, nur ein Rap-Jahrzehnt zu mögen. Parallel könnt ihr diesen Mix der Woche von Schacht dazu hören, es ist nämlich instrumenteller HipHop.

verbriefungen

STS-Verbriefungen – Simpel, Transparent, Standardisiert

Dieser Podcast ist furztrocken. Aber wenn man die Muße mitbringt, sich zu konzentrieren, ist er hochinteressant: Die investigative, sprich hartnäckige, fast wadenbeißerische Autorin lässt sich PR und Absagen nicht abwimmeln und arbeitet heraus, wie das europäische Finanzsystem von der Bankenkrise 2008 offenbar nichts gelernt hat. Oder vielleicht sogar doch sehr: Nämlich wie man sich mit Verbriefungen, Dokumenten völliger Intransparenz und Fachverklausulierung am Schaden anderer bereichert.

Wie kommt man ins ZEITmagazin?

Christoph Amend wollte Profifußballer werden, hat nicht ganz gereicht, was er bis heute bedauert. Dafür ist er jetzt, auch nicht so schlecht, Chefredakteur des ZEITmagazins. Und hat damit, logisch, eine Menge redaktionell zu tun. Er schreibt aber immer wieder auch selbst große Geschichten, wir reden von 30.000 Zeichen. Wie verschafft man sich bei der ZEIT Zeit zum Schreiben, ohne dass man ständig rausgerissen wird? Wie sieht ein Tag in seinem (Arbeits)Leben aus? Wie filtert er Infos und geht nicht darin unter? Ein interessanter Einblick, nicht nur für Schreiberlinge.

Sirius FM – Das Vermächtnis von Stockhausen

Die Bewohner des Planeten Sirius FM sind per Erdexpedition auf der Suche nach dem einzigen Menschen, dessen musikalisches Verständnis seiner Zeit über das akustische Instrumentarium hinausreichte: Karlheinz Stockhausen. Die Suche führt ins Kölner „Studio für elektronische Musik“ und dessen Geschichte. Man hört Stockhausen mit Adorno diskutieren, wird zum Zuhörer angeregter Unterhaltungen über gezielte Erzeugung von Klangfarben und ist live dabei, wenn der Disput zwischen der Kölner Schule und der französischen Musique concrète entfacht. Es kommt nicht zu kurz, welche tiefgreifenden und philosophischen Fragen die „Atombombenmusik“ damals aufwarf.

Black America

Acht Jahre Obama: Hat sich in der Ägide des ersten schwarzen US-Präsidenten für die schwarze Bevölkerung in den USA etwas zum Positiven verändert, wie sich zu Beginn seiner Amtszeit abzeichnete? Die Antwort ist eigentlich schon klar: not really. Was dieses Feature dennoch hörenswert macht. Denn es kommt nicht analytisch-erklärbärig daher, sondern lässt die Menschen sprechen. Eine oral history einer letztlich kurzen Phase der Hoffnung, die in einem mehr denn je gespaltenen Land endete.

Love is a Bourgeois Construct

I love You, You pay my Rent. You don't have to be Beautiful but it helps. Love is a Bourgeois Construct. Che Guevara and Debussy to a Disco Beat. Die Lyrics der Pet Shop Boys sind alles andere als Pop-Standard und ihre Melodien und Song-Schemata sind es auch – und doch ist und bleibt es Pop. Pomo-Pop. Eine musikwissenschaftliche Analyse von Ralf von Appen.

Pop nach dem Millennium

Von retrograd angehauchter Entschleunigung à la Joanna Newsom und Bon Iver hin zu spätkapitalistischem Akzelerationismus-Sound à la GFOTY – Jens Balzer analysiert den Zustand der gegenwärtigen Popmusik. Dazu: ein schöner Verriss von Rufus Wainwrights Irrwegen ins Musiktheater und Exkurse in den „Postglobalisierungspostinternetpop“.

Ocean of Sounds: Chris Watson

Vom Dada-Industrial zu Field-Recording-Performances: Ein Feature über den Musiker Chris Watson aus Sheffield, Mitbegründer von Cabaret Voltaire, der heute Hunderte Zuhörer in japanische Hallen bringt, damit sie sich anhören, wie der Winter, der Dschungel oder 2.000 Schwarzwald-Raben klingen. Eine Künstlerbiografie vom Rebell zum Soundscape-Schöpfer.

Wieviel Penis steckt im Pop?

Wie viele Künstlerinnen sind in den deutschen Musikcharts vertreten, prozentual? Gerade mal ein Viertel. Wer produziert die Songs von Beyoncé, Rihanna und Co.? Fast ausschließlich Männer. Keine Spur von ausgeglichenen Verhältnissen im Pop. Eine interessante Bestandsaufnahme plus Initiativen, die versuchen, den Penis im Pop ein bisschen kleiner zu machen.

mindfulness

Illustration: Susann Massute

Achtsamkeit 2.0

Dieser Beitrag ist eine gute Ergänzung zu unserer Reihe Understanding Digital Capitalism. Hier geht es darum, wie Silicon-Valley-Unternehmen sich einer entspiritualisierten Mindfulness zuwenden: Meditieren, Konzentrieren, Runterkommen, schweigend lunchen. Klar, dass dahinter knallhartes Kalkül steckt: Mental gesündere Mitarbeiter sind produktiver. Auch deutsche Firmen wie SAP springen auf den Zug auf.

trump

photo credit: little shiva This . . . via photopin (license)

Was nun, Mr. President?

Donald Trump ist Präsident der USA. Was heißt das jetzt? Weiß aktuell niemand. Aber kaum jemand vermutet Gutes. Claus Leggewie vom KWI in Essen mit einem Psychogramm des neuen mächtigsten Manns der Welt, der nicht liest, Fakten ignoriert, brillant taktiert hat und sich jetzt ordnungspolitisch beweisen muss. Die Welt ist ziemlich am Arsch, findet Leggewie (findet dafür freilich bessere Worte) und hofft auf eine neue, junge, globale APO. Oder das moderne Pendant dazu. Was das wohl sein könnte?

Bombe

photo credit: Kampagne Atomwaffenfrei Ausgebombt – Lieber malen als bomben! via photopin (license)

Cold War.reloaded

Der Kalte Krieg ist vorbei, aber die Atomwaffen sind immer noch da. Nicht so viele wie früher, aber immer noch genug. Und die, die es heute gibt, sind maximal effizient. Sprich megatödlich. Sind die Demarkationslinien zwischen Ost und West heute ein wenig verblichen, so haben sich ganz neue Fronten aufgetan an anderen Stellen der Welt, in denen das atomare Säbelrasseln schnell zum Super-GAU führen könnte. Zumal wenn Terroristen und Paramilitärs in ihren Zugriff gelangen. Hauptaussage des Beitrags: Bislang hatten wir Glück.

bundeswehrspiel

Krieg Made in Germany

Operation Halmazag, die erste von deutschen Soldaten geführte Offensive nach dem Zweiten Weltkrieg, ein Vorstoß zum Aufbau eines Außenpostens in Afghanistan 2010, gilt als militärischer Erfolg. Ohne Kollateralschäden. Doch eine Recherche deutscher Journalisten kommt zu ganz anderen Ergebnissen. Es gibt eine inoffizielle Liste von 18 Toten. Warum nicht offiziell? Familien mutmaßlicher Opfer schweigen aus Angst, bei einer polizeilichen Meldung als vermeintliche Taliban-Unterstützer eingesperrt zu werden. Kontakt zu Ortsgruppen, Ältestenräten – alles wurde anscheinend gekappt, um das Nichtwissen aufrecht erhalten zu können. Und dann ist da noch die Kooperation mit einer Miliz, deren Anführer von Kabul als Killer gesucht wird. Eine preisverdächtige Reportage.

auschwitz

photo credit: Quinn Ryan Mattingly The Greatest Lie Ever Told via photopin (license)

Max Mannheimer

In diesem Gespräch aus dem Jahr 2013 schildert der kürzlich verstorbene Max Mannheimer erschütternd detailreich, wie es war, mit seiner Familie nach Theresienstadt deportiert zu werden und dann ins Vernichtungslager Auschwitz, wo seine Angehörigen ermordet wurden. Er selbst kam später ins ehemalige Warschauer Ghetto und überlebte den Krieg mit viel Glück. Der alltägliche Terror der Nazis, die Gewalt der Kapos, Angst, Kälte, Hunger, Tod – eine der wohl letzten Oral Histories des Holocaust.

Longbox gegen Musikzensur

Erinnert sich noch jemand an CD-Longboxes? Die unförmigen Dinger kamen auf den Markt, damit CDs im Plattenladen in Plattenkisten passten. Die berühmteste Longbox dürfte die des R.E.M.-Albums „Out Of Time“ sein, denn auf deren Rückseite war eine Briefvorlage, mit der eine Petition gegen Zensur von Musik ins Rollen kam und die bis heutige „Rock The Vote“-Kampagne. Könnte man nur heute junge US-Nichtwähler mit Streams derart mobilisieren. Schönes Hörstück.

Überwachungsalltag in den USA

Wie fühlt sich das an, wenn man bei der Wohnungssuche alles, aber auch alles preisgeben muss? Wenn die permanente Kontrolle – oder die Option darauf – Einstellungskriterium ist? Wenn man ins Polizeiauto gepfercht wird, weil ein Mitreisender im Zug das Wort „Bombe“ beim Telefonat verstanden haben will? Eine verstörende Bestandsaufnahme aus dem US-Alltag, einer Gesellschaft, die Saskia Sassen in diesem Beitrag als ihrer Selbstbestimmung entraubt/entledigt benennt. Zurecht.

reuter

Von Brodde, Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), B 145 Bild-F002775-0011 - cropped image of File:Bundesarchiv B 145 Bild-F002775-0011, Berlin, Ernst Reuter Büste.jpg, CC BY 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7878500

Der Bürgermeister diskutiert mit Berliner Schülern

Schüler stellen dem amtierenden Bürgermeister des Berliner Senats Fragen: Wie er an den Job gekommen ist, ob er denn Freizeit habe, was seine Familie macht. Der Bürgermeister spricht über knappe Gelder in der Kommune, übt Kritik am Bund und erzählt, wie sehr die Amerikaner Berlin mögen. Nicht weiter aufregend soweit, könnte so 2016 passiert sein, ist aber von 1951. Es geht ergo auch um Zerstörung und Wiederaufbau, um Westdeutschland und die Zone, die Oder-Neiße-Linie, „den Russen“ und die bevorstehende (!) Wiedervereinigung. Und weil der Ton gut ist, wirkt es frappierend gegenwärtig.

kunstkopf

Nur in deinem Kunstkopf

Kunstkopf, allein das Wort klingt doch schon fabelhaft. Und dann erst die damit beschriebene Aufnahmetechnik. Aufgenommenes so hören, wie wir räumlich live hören: Oben, unten, vorne, hinten, hinten rechts unten und so weiter. In den 1960er- und 70er-Jahren gab es Radiosendungen mit Kunstkopfstereophonie, war aber zu teuer. Ob es ein Comeback gibt? 3D war auch schon mindestens einmal tot. Ein „Wahrnehmungsfeature“ aus dem Archiv mit allerlei Piepen, Surren und akustischen Täuschungen. Bitte nur mit gutem Kopfhörer hören.

Was ist uns Musik noch wert?

Halt, stopp, nicht gleich weiterscrollen! Ja, das Thema nervt. Langweilt. Heult doch alle woanders. Aber nein: Dieses Feature bereitet es nicht unpeppig auf. Fragt eine kleine Punkrockband, wie sie im heutigen Musikbusiness überleben kann, spricht mit Deichkind, was bei Spotify rumkommt und überhaupt: Was können eigentlich Vorteile des Streamings für Künstler sein? Kann man ja mal reinhören. Übrigens auch in die vielen anderen Folgen dieses Formats: Eine Frage, zwei Wochen Recherche.

Amazon-Chef Jeff Bezos über die Zukunft

Auf der diesjährigen Code-Konferenz stand Jeff Bezos, CEO von Amazon, Besitzer der Traditions-Tageszeitung The Washington Post und Weltraum-Entrepreneur Walt Mossberg für ein langes Interview zur Verfügung. Über Fracht-Logistik, Künstliche Intelligenz, Plattform-Kriege, Journalismus bis zu autonomen Autos. Mit Amazon ist zu rechnen.

Michael Rapino, CEO von Live Nation, im Interview

Live Nation ist der größte Konzertveranstalter der Welt. Rock, Pop, HipHop und ein Großteil des Festival-Zirkus gehört zum Portfolio des Unterhaltungskonzerns, der die Tickets gleich mitverkauft. Bei Peter Kafka von Recode steht CEO Michael Rapino Rede und Antwort. Erschütternd, wie er über Gewinnmaximierung, Ticket-Preise und die Künstler als Ware spricht. Hörenswert, weil diese Entertainment-Krake gekommen ist, um zu bleiben.

Separation Anxiety

Der US-Podcast 99% Invisible widmet sich, der Name lässt es vermuten,Dingen, denen wir wenig Beachtung schenken oder über die wir nichts wissen, weil über sie einfach nichts (mehr) berichtet wird. Dass es Pläne gab, komplett „schwarze“ US-Städte zu bauen? Welche Augenfarbe Tauben haben? Woher Glückskekse kommen? Im derzeit aktuellen Stück geht es um aktive Mülltrennung in Taiwan. Klingt langweilig? Ist es nicht.

Drei Typen, drei Leben, zig Themen und ein Podcast

Nilz Bokelberg, Markus Herrmann und Donnie O’Sullivan sind drei Medienmenschen aus Berlin und produzieren seit knapp einem Jahr den Podcast „Gästeliste Geisterbahn“. Kurzweilig und pointiert quatschen sie über alles, was das Leben hergibt: Dönersuppe im Supermarkt, Live-Tracking bei Lieferdiensten, Hardrock-Cafés und ihre Fans. Sie sehen Geschichten, wo andere nur Alltag leben. Man könnte sagen: ein bisschen wie Schulz & Böhmermann, nur intelligenter, lustiger, abwechslungsreicher, sympathischer, improvisierter und viel weniger nervig. Hier live, meistens aber am Wohnzimmertisch produziert.

Rap, dekonstruiert

Rap-Lyrics im Wandel der Zeiten. Von einfachsten Gehversuchen eines Kurtis Blow hin zu hoch komplexen Versmaßen und der sprechgesanglichen Loslösung vom taktangebenden Beat. Rap ist pure Poesie. Und dope dazu.

Hoodies

Foto: Redaktion

Die Verteidigung des Kapuzenpullovers

Der Hoodie ist das neue T-Shirt: Zuerst von Lagerarbeiten auf den zugigen Docks in New York getragen (entwickelt von der Firma Champion), heute omnipräsent. Stil, Schutz, scheißgemütlich. Eine popkulturelle Rundschau von Rocky über Jessie Pinkman bis zu joggenden Bankerinnen und der Nationalelf in der Commerzbank-Werbung.

Klangverluste

Viertausendhertz“ ist ein neues deutschsprachiges Podcastlabel mit vielen interessanten Beiträge. Dieser hier dreht sich um MP3 minus Originalformat, also das was, beim Komprimieren wegfällt. Damit lassen sich geisterhafte Audio-Effekte erzielen: Man legt zwei Tonspuren der selben Aufnahme an, eine unkomprimierte WAVE-Version und eine MP3-Version, wendet man man 180-Grad-Phasenverschiebung bei einer der Tonspuren anwendet, löschen sich die überlagernden Frequenzen gegenseitig aus und der Anteil verbleibt, den die beiden Tondokumente nicht gemeinsam haben. Eine Reise in irre Sounds vom MP3-Versuchskaninchen „Tom‘s Diner“ bis zum Haydn-Concerto. Und am Ende: Versuche, per Vinyl-Direktschnitt Klang optimal zu konservieren.

Koyaanistocksi

1982 thematisierte Godfrey Reggio in seinem Film „Koyaanisqatsi“ den Raubbau an der Natur durch den Menschen und das generelle Missverhältnis beider Seiten. Wurde Kult. Nicht zuletzt wegen des berühmten Soundtracks von Philip Glass. Medienkünstler Jesse England hat den originalen Trailer des Film nachgebaut. Mit Stock-Fotos. Ist das Kritik und wenn ja, woran? Kurzweilig ist es allemal.

Hasenheide

Bild: Redaktion

Küchenradio: Rollberg-Kiez

Mehr oder weniger ungeschnittener, hyperlokaler Podcast: Radiomoderator und Küchenradio-Gründer Philip Banse ist zu Fuß unterwegs mit dem Polizisten René Kecke durch dessen Abschnitt: Eine Erkundung von Rollberg- und Schillerkiez mit Gesprächen über Jugendgangs, Hasenheide-Dealer, Clans und Gentrification und dem Besuch einer Moschee, einer Flüchtlingsunterkunft und einer Aussteigersiedlung.

Chicago 1984

Ein Stück beachtenswerte Musikgeschichte. 1984 stießen in Chicago mehrere Szenen aufeinander. Punk? Präsent. Hardcore? Am Start. House? Im Entstehen. Zwischen Steve Albini und Frankie Knuckles, dem Plattenladen Wax Trax! und dem Club Medusa wurden die Weichen gestellt, damit Chicago heute nicht mehr aus der Musikwelt wegzudenken ist.

Bistros in Paris - Bühnen des Alltäglichen

Mit Marc Augé unterwegs in Paris. Bei uns wurde der Ethnologe bekannt als Kartograf der „Nichtorte“, der austauschbaren Malls und Flughäfen, doch schlägt sein Herz für die Bistros seiner Stadt: Orte der Begegnung, auch wenn diese im Smartphone-Zeitalter immer mehr zum Pastiche der großen Bohèmezeiten werden, ein Espresso knapp fünf Euro kostet und die Anschläge nur langsam verdaut werden.

Bret Easton Ellis

Foto: Promo

Bret Easton Ellis im Gespräch mit Quentin Tarantino

Wer regelmäßig den Podcast von Bret Easton Ellis hört, weiß genau, warum der Autor so lange keinen Roman mehr geschrieben hat: Jede Folge ist ein Hörbuch, eine Abrechnung mit dem Zeitgeschehen. Erst dann kommen die Gäste. In der aktuellen Folge ist es Quentin Tarantino, nicht nur, aber auch wegen The Hateful 8. Die beiden killen alles. New Hollywood, CIA, NSA, Gewalt im Film, auf der Straße, Medien, Facebook, die Welt.

Cue-Federighi

Bild: Apple

Apples Software-Debakel

Apple steht derzeit in der Kritik, die hauseigene Software, die Macs und vor allem das iPhone antreibt, nicht wirklich im Griff zu haben. Ob es stimmt, sei dahingestellt, viele Apps – allen voran iTunes – könnten logischer und besser funktionieren. Walt Mossberg, alter WSJ-Reporter und mittlerweile bei Re/code und The Verge, hat einen bösen Artikel zum Thema verfasst. Apples Software-Chef Craig Federighi und Services-Oberhaupt Eddy Cue sprechen in John Grubers Podcast erfreulich offen über Probleme und Perspektiven.

Klimawandel

Bild: Klimawandel via Shutterstock

Extrem Klimawandeln: Das Schmelzen der Pole

Mojib Latif kennt man als TV-Bedenkenträger, wenn es ums Thema Erderwärmung geht. In diesem Vortrag schildert er so unterhaltsam wie eindringlich, wieso es höchste Zeit ist zu handeln, weshalb Nicht-Arktis-Anrainer Forschungsstationen errichten und warum Ozean-Übersäuerung ein zusätzliches, verkanntes Problem darstellt.

Bill Gates: Castaway

Bill Gates, Gründer und früherer CEO von Microsoft, heute vielleicht reichster und spendabelster Gutmensch, zu Gast in der Radioshow „Castaway“ von BBC Radio 4. Dort müssen sich die Gäste vorstellen, was sie täten, strandeten sie auf einer einsamen Insel. Gates verrät Moderatorin Kirsty Young zudem Jugend-Anekdoten. So hackte er sich zu Schulzeiten mit Paul Allen (gründete später Microsoft mit) ins Schulcomputersystem ein. Gesucht: Kurse, die ausschließlich mit Mädchen belegt waren.

Über innovative Hippie-Neandertaler-Techno-RamonesAnimal Collective im Interview

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Choir Of Young Believers, LNZNDRF und Wolfmother